Tribute To Phil Woods | 08.02.2019

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Vor fast vier Jahren verstarb der amerikanische Alt-Saxophonist und Hardbop-Veteran Phil Woods, der unter anderem in den Bands von Dizzy Gillespie oder Quincy Jones weltweit Aufmerksamkeit auf sich zog. Und er war Lehrmeister, Vorbild und Bühnenkollege des Alt-Saxophonisten Robert Anchipolovsky. Der in Kiew geborene Irsaeli lebt ebenso wie der Trompeter und Flügelhornist der Band, Andrey Lobanov, derzeit in Nürnberg und schaffte es vergangenen Freitag mit seinem „Tribute to Phil Woods“-Projekt schließlich auf die Bühne des Neuburger Birdland Jazzclubs. Am Flügel saß Lobanov’s Studienkollege und langjähriger Freund Alexey Podymkin. Kontrabassist Max Leiss und Schlagzeuger Julian Fau sorgten als Rhythmuskooperative fulminant für den geographischen „East meets West“-Ausgleich.

Dabei geht es bei Musik rund um Phil Woods keineswegs um eine musikalische Annäherung verschiedener Kulturen. Jazz ist international, unerschöpflich und bedingungslos und seine Interpreten auf allen Kontinenten auf ihre jeweils individuelle Art mit allen Wassern gewaschen. Und genau deshalb funktionieren solche Formationen auch über alle Grenzen hinweg.
Ein oft übliches gegenseitiges Herantasten zwischen Band und Zuschauern war mit dem ersten Ton überwunden. Die Musikmaschine funktionierte wie geschmiert und – selbst bei den Balladen – in einem Höllentempo. Anchipolovsky, der mit der original Kappe von Phil Woods auf der Bühne stand, gab sich wenig Zeit seinen Höllenritt zu unterbrechen, solange er solistisch an der Reihe war. Die Töne sprudelten aus seinem Saxophon wie aus einem Behälter, der unter Druck steht. Und das, ohne auch nur einen Moment die Melodielinien einzubüßen. Anchipolovsky und Lobanov schmetterten die Themen unisono oder zweistimmig in voluminöser Bigband-Power von der Bühne. Die Trompetensoli waren schreiend, scharf und manchmal sperrig und kamen ebenso mit ununterbrochenem Volldampf daher.

In den Kampfpausen der Bläser lockerte das verbliebene Pianotrio mit konträrem Klangbild die positive Spannung der Zuschauer. Die Spielpalette des Pianisten erzeugte zwischen weichem Anschlag und hochexplosiven Akkordsoli jede denkbare Stimmung und auch der Bassist wechselte gekonnt zwischen mitreißendem Pizzicato- und getragenem Bogenspiel und brillierte mit ausgefallenen Ideen. Schlagzeuger Julian Fau bereicherte die Musik mit packenden Elementen und Akzenten und hielt den Laden mit boppig swingendem Spiel zusammen.
Wer war Phil Woods? Die meisten Zuschauer dürften über diesen Musiker zu Beginn des Abends nicht viel gewusst haben. Und von ihm gesehen haben sie lediglich seine Kappe. Aber am Ende des Konzerts hatten alle begriffen welch großartige Musik dieser Meister der Welt hinterlassen hat.