Tribute To Phil Woods | 08.02.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

„Ohne Zweifel war Phil Woods war einer der größten Jazzmusiker und Altsaxofonisten aller Zeiten“. Das sagt Robert Anchipolovsky, und der sollte es wissen, denn er hat bei ihm studiert. „Robert ist einer der talentiertesten Altsaxofonisten, die ich je gehört habe,“ sagte umgekehrt Woods noch zu Lebzeiten über seinen Schüler.

Und nun, vier Jahre nach Woods‘ Tod, steht ebendieser Robert Anchipolovsky zusammen mit seinen Kollegen Andrey Lobanov (Trompete, Flügelhorn), Alexey Podymkin (Klavier), Max Leiss (Kontrabass) und Julian Fau (Schlagzeug) auf der Bühne des Birdland Jazzclubs in Neuburg und erweist mit dieser ukrainisch-russisch-deutschen Formation seinem Lehrmeister seine Reverenz.

Die Hardbop-Kompositionen aus der Feder Woods sollte man eigentlich viel öfter hören. Diese weit geschwungenen Melodien, diese so herrlich in Form gegossenen Kunstwerke sind nicht nur formal erstklassig, sondern bergen auch eine musikalische Seele in sich. Dass man an diesem Abend im Birdland tatsächlich einen Blick in deren Tiefe tun kann, liegt an dieser überaus homogenen Band. Die drei Hauptsolisten am Saxofon, an der Trompete und am Klavier stimmen in ihrer Vorgehensweise völlig überein. Sie gehen in ihren solistischen Beiträgen stets nachvollziehbare harmonische Wege, schmücken jene aber ungemein geschmack-, kunst- und liebevoll aus. So bleiben Stücke wie „Hook To E“, „L.A. Roms“ und „Here‘s To Elvin“ immer griffig aber zugleich eben auch ungemein interessant. Anchipolovsky, Lobanov und Podymkin toben sich regelrecht aus, drehen eine Pirouette nach der anderen, um sich schließlich wieder zurückfallen zu lassen auf das Eingangsthema, das man als Zuhörer dann auch freudig begrüßt wie einen guten langjährigen Bekannten.

Irgendwie scheint Woods selbst anwesend zu sein an diesem Abend. Er selbst war schließlich selbst mehrere Male zu Gast im Birdland, kannte also die Örtlichkeiten und die einzigartige Atmosphäre. Sein Markenzeichen, die berühmte Lederkappe, hat er Anchipolovsky vermacht. Der trägt sie mit Stolz und macht seinem Lehrmeister alle Ehre. Seine Version von „Goodbye Mr. Evans“, das Woods dem Pianisten Bill Evans gewidmet hatte, und „House Of Chan“, eine Liebeserklärung an seine Gattin, der Witwe Charly Parkers, sind echte Juwelen.

Und wenn ganz zum Schluss dann noch „All Bird’s Children“ ertönt, wobei mit „Bird“ natürlich wiederum Parker gemeint ist, schließt sich endgültig der Kreis und man geht in dem Bewusstsein nach Hause, ein absolut rundes, schlüssiges Konzept und eine Band erlebt zu haben mit Musikern, deren Namen man vorab vielleicht nur am Rande oder gar nicht kannte. Und doch sorgen diese fünf Herren dafür, dass aus dem Konzert schließlich ein Abend für Genießer wurde.