Torsten Goods & Band | 25.10.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Was kann einem Musiker besseres passieren als den Geburtstag auf der Bühne zu verbringen? So nahm Torsten Goods den begeisterten Applaus im ausverkauften Birdland denn auch als das schönste Geschenk seines 28sten. 1980 ist der junge Mann geboren, ein Jahr, dem er auch musikalisch einiges zu verdanken hat.

Seinen Künstlernamen hat ihm kein Geringerer als die Gitarrenlegende Les Paul höchstpersönlich verpasst. Mit dem spielte Torsten Goods während seiner New Yorker Lehr- und Wanderjahre regelmäßig zusammen, entwickelte aus Tradition und Moderne seinen eigenen Stil. Dabei ist es im Mainstream-Jazz schon ziemlich gewagt, wenn einer sich auf Popsongs aus dem Jahr 1980 bezieht statt auf die üblichen Standards aus den 20er, 30er und 40er Jahren zurückzugreifen, die in ihrer Zeit übrigens selbst mal modern waren. Torsten Goods lässt sich von der Musik seines Geburtsjahres inspirieren, einer Zeit, in der wahrlich viel Schrott in Vinylrillen gepresst wurde, in der aber auch wirklich gute Musik entstand. Dabei kennt der sympathische Gitarrist und entwaffnend ehrlich klingende Sänger keine Berührungsängste zwischen den Genres. Sein Repertoire mixt Popsongs, Jazz-Standards, eigene Stücke und die Folksongs aus der irischen Heimat seiner Mutter zu einem stilsicheren geschmackvollen Set.

Mit Michael Brecker erweisen Torsten Goods und seine Band in „1980“ einem der großen des Jazz ihre Reverenz ebenso wie sie auch an John Lennon erinnern, der in besagtem Jahr starb. Die Vier lassen nicht den Hauch eines Zweifels, dass hier lupenreiner Jazz zu hören ist, weitgehend im Mainstream zu Hause, live freilich mit deutlich mehr Hang zum freien Spiel der Kräfte als auf den bisher drei CDs. Da turnt nicht nur ein wieselflinker Gitarrenderwisch übers Griffbrett, auch die anderen Mitglieder der Band nutzen mit sichtbarer Freude am Spielen die Gelegenheit zur solistischen Entfaltung weidlich aus, Jan Miserre am Bösendorfer wie am Keyboard mit eigenwilligen Ritten über die Tastatur, Philipp Steen mit kernigem Biss am E-Bass wie auch mit Groove, Eloquenz und virtuosem Bogen am Holz, Peter Gall mit rollendem Beat am Schlagzeug. Dann kommt’s wieder ganz besinnlich: In „Londonderry Air“ ist Dannyboy Torsten Goods mit berührendem Solospiel ganz nah am „Irish Heart“, zu dem er sich auch mit weichem Timbre in der Stimme in „Sweet North“ bekennt. Nicht zuletzt zeigt ein funky, lebhaft, dynamisch arrangierter Klassiker von Billy Joel, dass Schubladen auch im Jazz allenfalls dazu gut sein können, sie weit aufzumachen und frischen Wind durchzublasen: „Still Rock’n’Roll To Me“!