Schon vom ersten Saxophon-Intro, das Mark Wyand mit seinem warmen, rauchigen Ton in den Jazzkeller bläst fühlt man sich geborgen, von der allzu hektisch gewordenen Außenwelt abgeschottet. Man ist umgehend auf dem „Hidden Hill“ angekommen.
„Hidden Hill“, die erste aus einer Reihe von Eigenkompositionen, zeigt auch gleich, wohin die Reise geht, und das mit der Reise kann man wörtlich nehmen. Sie führt uns von einem verborgenen Hügel nach Kapstadt („Kapetown“), weiter über eine Blumenwiese bei Sonnenaufgang („Flowers From Lila“) entlang eines plätschernden Baches („Kriyaban“) und endet nach einer kurzen Intrige („Malice“) schließlich im Café Wunderbar („Once Upon A Summertime“ von Michel Legrand).
Mark Wyand, den gebürtigen Engländer, der in Deutschland aufwuchs und jetzt in Berlin lebt, könnte man als Romantiker des Modern-Jazz bezeichnen. Melodiebetonte Balladen stehen bei ihm im Vordergrund; dabei gleitet er aber nie ins Süßliche ab. Er garniert seine Stücke mit feinfühligen kurzen Improvisationen und legt großen Wert auf ausgewogene, feine Nuancen. Frank Woeste am Piano, Andreas Edelmann am Bass -Wyands hervorragende Begleitmusiker- tragen nicht unerheblich zum abgeklärten und harmonischen Gesamteindruck der Band bei.
Dass Wyand aber auch mal, wie er selbst ankündigt, den „Bad Boy“ mimen kann (na ja, so ganz nimmt man es dem sympatischen Bandleader nicht ab) zeigt er zwischenzeitlich in Stücken wie dem funkig-rockigen „The Struggle“(tolles Riff), dem stampfenden, mit einem impulsiven Saxsolo gewürzten „The Drizzle“ und dem fulminanten Fastswing „Malice“.
Schade, daß diese traumhafte Reise so schnell zu Ende ist.