Tim Allhoff Trio | 21.02.2011

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Mit dem 125. Konzert von „Art Of Piano“ gab es am Freitag eine Art kleines Jubiläum im Birdland-Keller; und ein Ende dieser Reihe ist nicht abzusehen. Gut so, denn auch das Tim Allhoff Trio bot wieder neue Facetten mit eigenständiger Charakteristik.

Tim Allhoff ist ein leidenschaftlicher Romantiker, der sich regelrecht in sein Instrument hineinkniet. Schlägt er die Tasten bei temporeicheren Stücken hin und wieder stakkatoartig halb im Stehen an,
so streichelt er sie bei ruhigen Stücken sanft, und sein tief gesenkter Kopf scheint die zurückkommenden Klänge wieder aufzusaugen.

Bis auf den sehr einfühlsam interpretierten Klassiker „Cry Me A River“ sind alle an diesem Abend
dargebotenen Stücke klar strukturierte und dramaturgisch geschickt aufgebaute Eigenkompositionen
zwischen Jazz, Pop und einen nicht unerheblichen Teil an klassischen Elementen, die der ganzen
Klangcharakteristik das gewisse Etwas und somit Eigenständigkeit verleihen. Aus der neuen CD, die im Rahmen von jazzthings „Next Generation“-Serie erschien, stammen die beiden Stücke
„Winzigwinzigklein“ und  „Long Ago And Far Away“, die die ganze Bandbreite und Dynamik des Ensembles zeigen. Das eine Stück beginnt im ruhigen wiegenden Rumba-Rhythmus, nach und nach fließen klassische Elemente mit ein. Schließlich endet es in einem luftigen Swing, bei dem Allhoff die Tasten seines Pianos hüpfen lässt. Beim anderen Stück hört man wieselflinke, jazzige Pianoläufe mit einem R’n’B-artigen Zwischenteil. Bastian Jütte trägt ein fulminant wirbelndes Drumsolo bei; und Andreas Kurz rundet das Ganze mit einem subtil gezupften Bass ab.
In „Wehmut“ wird eben diese sofort von einem stakkatoartigen Pianointro vertrieben. Wunderbar melodische Läufe und die treibende, rollende Drumbegleitung tun ein Übriges.
Eines der interessantesten Stücke ist das rasante, mit vollem Körpereinsatz dargebotene „Tournaround / 222“. Geschickt arrangiert ebbt es – was Intesität, Tempo und Lautstärke betrifft – wellenmäßig langsam auf und ab. Auch Bastian Jütte und Andreas Kurz beweisen hier noch einmal, dass sie eine ganze Menge „drauf haben“.

Zum Ende des Konzertes wird es bei „I Can’t Get Started“ noch einmal geradezu lyrisch und poetisch. Sanft tupft Allhoff die Tasten an und scheint förmlich in sie hineinzukriechen. Auch die Zugabe ist von ähnlicher Charakteristik. „Hassliebe“, so der Arbeitstitel, entstand erst vor wenigen Tagen und sei eine Welturaufführung, wie Allhoff leicht schmunzelnd erklärte.
Dieser Abend im Birdland bot ein beeindruckendes und emotionales Konzert der Spitzenklasse.
Von diesem Pianotrio wird man mit Sicherheit noch viel hören.