Till Brönner & Dieter Ilg, feat. Johan Leijonhufvud | 17.05.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Sein Konterfei ziert momentan ganzseitige Anzeigen in den Jazzmagazinen; er gilt als Hoffnungsträger für die Zukunft des Jazz, nicht nur in Deutschland. Till Brönner, vielbeschäftigter Trompeter und Produzent, gab sich die Ehre im Neuburger Birdland Jazzclub. Im Trio mit dem international hoch geschätzten Bassisten Dieter Ilg und dem schwedischen Gitarristen Johan Leijonhufvud präsentierte er entspannte Standardinterpretationen auf denkbar hohem Niveau.

Einfach so aus Spaß an der Sache Musik machen, locker, entspannt, akustisch, sich wohlfühlen im Trio mit zwei guten Kumpels, die VIP-Lounge verlassen und in den Jazzkeller eintauchen – das ist vielleicht der Stoff, aus dem die Träume sind, wenn gerade ein hochgelobtes und aufwändig produziertes Album die Charts stürmt, in dem viele Monate harte Arbeit stecken. In süffiger Leichtigkeit spielen sich Brönner, Ilg und Leijonhufvud die Bälle zu in ihrem Freundschaftsspiel auf der Bühne des Birdland ohne den tierischen Ernst, irgendwas auch immer bestätigen zu müssen. Dazu sind sie auch einfach zu gut: Brönners kultivierter und jederzeit beherrschter warmer und entspannter Ton auf dem Flügelhorn wie auf der gedämpften Trompete ist von unverwechselbar unaufdringlicher Präsenz. Seine wie von selbst fließenden differenzierten Linien kommen in der puristisch-frugalen Atmosphäre eines akustischen Trios unmittelbar zur Geltung, sei es in der Chet Baker Hommage „My Funny Valentine“, in Kermit’s Song aus der Muppet-Show „It’s Not That Easy Being Green“ oder im freundlich gesungenen „I’m Confessin That I Love You“. Dieter Ilg geht am Bass weit über die Rolle des Begleiters hinaus, zeigt sich immer wieder als treibende Kraft, als Groovegarant von inspiratorischer Fülle. Sein „Savannah Samurai“ kämpft sich in tragikomischer Skurrilität durch die Everglades des Lebens, und dem guten alten Fred Feuerstein wurden auch schon lange nicht mehr in solcher Konsequenz Beine gemacht. Johan Leijonhufvud zeigt sich als ebenbürtiger Partner der beiden Stars. Seine harmonische Phantasie, sein ausgeprägtes Gespür für so unerwartete wie folgerichtige Strukturelemente, seine auf den Punkt getimeten Soli prädestinieren ihn zu einer guten Rolle in der Jazzlandschaft der nahen Zukunft.