Und ab die Post. Was die Thomas Bendzko Big Band im Audi Forum Ingolstadt über die Rampe fegen ließ, hatte Wucht, Tempo, Klasse, Eleganz. Bei weitem nicht so überflüssig, aber mindestens so rasant wie der Transrapid oder die Concorde. Potzblitz!
Die Bläser jeweils fünffach besetzt, Rhythmusgruppe mit Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug, eine Band wie weiland bei Stan Kenton mit 20 Mann. Genügend Power um allem und jedem die Stirn zu bieten, bei allem Volumen wendig, schmissig und der lebende Beweis, dass Big Band Jazz erregend modern und progressiv klingen kann. Raffinierte Arrangements fordern die Instrumentengruppen zum Dialog, einzelne Stimmen werden ins Wort gesetzt, Klangfarben zum Leuchten gebracht, immer wieder Witz, Esprit, prägnante solistische Statements und bissige Tutti.
Thomas Bendzko zeigt sich nicht nur als überaus versierter Komponist und gewitzter Arrangeur, sondern auch als Trompeter und Posaunist – eine seltene Kombination der Beherrschung zweier Instrumente und solistischer Klasse – konkret, zupackend, primus inter pares in einer hochkarätig besetzten Band. Der ist die Lust am Spielen ebenso deutlich anzumerken wie die kompakte Klasse langfristiger engagierter Zusammenarbeit. Eine solche Band am Leben zu erhalten ist schon aller Ehren wert, um so mehr, sie zu einem Klangkörper zu formen, der den Vergleich mit den absoluten Spitzenorchestern keine Sekunde lang zu scheuen braucht.
Dass er nicht nur „’ne Freakshow schreiben“ kann, sondern auch melodische Balladen, zeigt Bendzko mit „Some Kinda Girl“, gewidmet der kleinen Tochter. Neben Originals wie auch „Under The House“ kommen Standards zu Ehren: „Afro Blue“ und vor allem eine ungeheuer aufregende Version von John Coltranes „Equinox“. Letzteres schillert zwischen Swing und Avantgarde, der knallharte Blues unmittelbar darauf erdet noch mal ordentlich vor dem dann ultimativen Abflug ins „Latin Adventure“ – mit Überschall in der ersten Klasse.