The Tim Kliphuis Trio | 13.03.2010

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Schon bei den ersten Violinentönen kann man erkennen, wo die Wurzeln von Tim Kliphuis zu finden sind, nämlich in der Klassik und in der Schule des größten Jazzgeigers, Stéphane Grapelli. So unterschiedlich diese Genres auch sind, Kliphuis versteht es großartig, diese miteinander zu kombinieren.

Hinzu kommt noch Folk aus unterschiedlichsten Kulturen, womit die gesamte Bandbreite abgedeckt wäre. Die Gefahr, dass bei so vielen Ingredienzien alles zu einem unübersichtlichen Sammelsurium verkommt, besteht bei Kliphuis in keinster Weise. Die Songs klingen wie aus einem Guss, auch wenn Edward Griegs „Norwegian Dance 1“ in Pizzicatomanier als Calypso daherkommt oder „Caravan“ von Duke Ellington in Art einer klassischen Etüde beginnt und langsam in einen Gypsyswing übergeht oder teilweise sogar beide Musikgattungen gleichzeitig ertönen. Ein weiteres Beispiel ist ein irisches Traditional, das im 9/8tel-Takt gespielt wird und wo auf der Gitarre auch noch der Klang einer Kalimba imitiert wird, köstlich!

Zwischenzeitlich wird natürlich aber auch zwei der größten Musiker des Gypsyjazz‘ die Referenz erwiesen. Bei „After You’ve Gone“ von Grapelli verbietet sich daher eine radikale Stilveränderung;
ebenso bei „Nuages“ von Django Reinhardt, dem Kliphuis lediglich ein behutsames Outro im klassischen Stil hinzufügte. Dass man für eine derartig abenteuerliche Mischung auch ausgezeichnete Begleitmusiker benötigt, ist einleuchtend. Mit Vincent Koning an der Gitarre und Dion Nyland am Bass hat Kliphuis sie gefunden. Während Vincent Koning auch des Öfteren die Melodienführung übernahm, konzentrierte sich Nylands Bassspiel auf die exakte Rhythmusarbeit mit vereinzelten Soloimprovisationen.

Diese hochklassige Wohlfühlmusik war Balsam für die Seele und so verging die Zeit wie im Fluge.
Musik für Grenzgänger; Zutritt für Puristen verboten!