The Rosenberg Trio | 15.11.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Da staunten selbst Musikerkollegen: „Eigentlich ist das unspielbar.“ Das Rosenberg Trio bereicherte das 8. Birdland Radio Festival um einen weiteren Höhepunkt. Die beiden Brüder Nonnie und Nous‘sche an Bass und Rhythmusgitarre sowie ihr Cousin Stochelo an der Leadgitarre begeisterten das zum Teil von weit her angereiste Publikum mit ihrer überragenden Aktualisierung des Gypsy-Swing.
Besser geht‘s nicht! Von Beginn an war klar, dass hier eine Maßstäbe setzende Band auf der Bühne war. Wer wissen möchte, auf welchem Niveau heute das Erbe des 1953 verstorbenen Jean Baptiste „Django“ Reinhardt lebendig gepflegt werden kann, kommt an ihnen definitiv nicht vorbei. Der Gypsy Swing seines Quintette du Hot Club de France bedeutete einen Quantensprung des europäisdchen Jazz. Zahllose Gitarristen wandeln auf Django Reinhardts Spuren, keiner so grandios wie Stochelo Rosenberg. Nicht von ungefähr lud Reinhardts langjähriges musikalisches Alter Ego, Stephane Grapelli das Rosenberg Trio zur Feier seines 85. Geburtstags am 9. Juni 1993 zum gemeinsamen Gala-Konzert in die New Yorker Carnegie Hall ein. Es spricht für die Konstanz des Trios, dass die Rosenbergs auch engagiert wurden, um den Soundtrack für den 2017 gestarteten, preisgekrönten Kinofilm „Django – Ein Leben für die Musik“ einzuspielen, was ihnen in unüberbietbarer Authentizität gelang.
Dass das Rosenberg Trio überhaupt in dem intimen Rahmen das Neuburger Jazzclubs auftrat, darf getrost als ein außerordentliches Geschenk betrachtet werden, möglich im Rahmen des Birdland Radio Jazz Festivals. Im Keller unter der Hofapotheke widmete sich das Rosenberg Trio einerseits Kompositionen des großen Vorfahren ihrer Zunft, anderseits zeigten die Drei in eigenen Stücken auf beeindruckende Weiie, wie sie die musikalische Hinterlassenschft weiterentwickeln. „Mélodie Au Crépuscule“, „Douce Ambiance“, „Minor Blues“ oder „Artillerie lourde“ erwiesen sich als aus unzähligen Facetten schimmernde, blitzende, mit stetem Feuerspiel beglückende musikalische Diamanten von schier überirdischer Schönheit. Die zauberhaft gespielte Ballade „Nuages“ bestach durch Gefühl und eine sanfte Zärtlichkeit, der Stochelo Rosenbergs „For Sephora“ nichts nachstand. „Festival 48“ bot wie so viele andere Stücke an diesem Abend ein Feuerwerk der Virtuosität, der Explosivität, der Energie, der magischen Sogkraft, der Fülle und der Farbenpracht. Selbst in atemberaubender Geschwindigkeit war jeder Ton bewusst gestaltet und plastisch herausgearbeitet. Jede Nuance stimmte, alles saß perfekt. Obwohl Augen und Ohren staunend kaum folgen konnten blieb die Musik dabei immer ganz bei sich. Nicht zuletzt lag das am traumhaften Zusammenspiel des Rosenberg Trios, das dem Neuburger Birdland Jazzclub eines der schönsten Konzerte der letzten Jahre schenkte.