George Robert Revisited | 10.11.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es wirkte wie eine Verjüngungskur, als der Hardbop der 50er Jahre eine der lebhaftesten Epochen der Jazzgeschichte einläutete. Griffige Themen, stark betonte Rhythmen und rasantes Solospiel boten einen Gegenpol zu der von der klassischen Musik, insbesondere vom Imperssionismus inspirierten Ära des Cool Jazz. Als Grundlage des Straight-Ahead-Jazz behielt der Hardbop bis heute konstitutive Bedeutung. Zu den Protagonisten der ersten Stunden zählten neben neben vielen anderen auch Jackie McLean, Julian „Cannonball“ Adderley und nicht zuletzt Phil Woods, der das Erbe Charlie Parkers konsequent dem Mainstream-Jazz einbverleibte.

Von Woods führt die Linie unmittelbar zu dem Schweizer Altsaxophonisten Geroge Robert. Der Meisterschüler, Jahrgang 1960, stand gemeinsam mit seinem Vorbild im September 2005 auf der Bühne des Neuburger Jazzclubs, lernte diese schätzen und trat seitdem regelmäßig im Birdland auf. Am 14. März 2016 starb er, nur ein knappes halbes Jahr nach seinem fast dreißig Jahre älteren Lehrer, von dem der sich musikalisch längst emanzipiert hatte. Seine Karriere widmete George Robert in erster Linie dem Erbe des Hardbop, etablierte sich als einer der ersten Schweizer Musiker in den USA, formte gemeinsam mit dem Trompeter Tom Harrell und dem Pianisten Dado Moroni ein hoch geachtetes Quintett und widmete sich seit 1995 als Leiter der Jazzschulen zunächst von Bern, später von Lausanne dem Nachwuchs. Hohe Aufmerksamkeit fand sein Engagement als Leiter des Swiss Jazz Orchestra, mit dem er so ungewöhnliche Projekte wie eine Vertonung der Bilderwelt Paul Klees realisierte.

Die umfassende musikalische Persönlichkeit des expressiven und erfindungsreichen Altsaxophonisten würdigten Schüler und Kollegen nun im Rahmen des achten Neuburger Birdland Radio Jazz Festivals in einem fulminanten Tribut-Konzert. Allen voran der Schweizer Patrick Binaco, der als Schüler Roberts die von Phil Woods inspirierte Linie nahtlos fortsetzt mit Eloqunz, Esprit, Eleganz und Feuerflug. Daneben setzte der amerikanische Starkstromtrompeter Jim Rotondi mit starkem Atem markante Akzente und schmetterte mit artistischer Energie gleißende Girlanden in den Raum. Dado Moroni, der eigentliche Star der Truppe, wie sein stets belebender Kollege Bernd Reiter am Schlagzeug durchaus kein Unbekannter im Birdland, zeigte sich einmal mehr als wahrer Meister wohl dosierter, stilsicherer, behänder Pianistik, stets präsent mit starkem Anschlag und fingerflinkem Tastenlauf. Nicht zuletzt trug der überaus beweglich spielende, nur rein äußerlich etwas waldschratig wirkende Stephan Kurmann sein Scherflein bei zu einer Hommage an George Robert, der an dem lebendigen Zusammenspiel seine helle Freude gehabt hätte. Etliche Stücke Roberts waren zu hören an diesem denkwürdigen, der „Return of the Vikings“ gewidmeten Abend, u.a. die wunderschöne Ballade „Joan“, der seinerzeit sogar der große Clark Terry die Qualität eines echten Standards zuerkannte. Die meiste Zeit indes ging‘s heiß her , u.a. mit Widmungen wie „Chapeau de Monsieur Dubois“ oder „Cannonisation“ an diesem herrlich lebendigen Abend mit richtigem „Jazzkeller-Jazz“. Hut ab!

In Ausschnitten nachzuhören ist das Konzert auf BR-Klassik am 17.11.2018 um 22:05 Uhr sowie am 9.1.2019 um 20:00 Uhr