George Robert „Revisited“ | 10.11.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Was für eine nette Geste, was für eine originelle Idee. Da tun sich ehemalige Kollegen und Weggefährten zusammen, um dem 2016 im Alter von nur 56 Jahren verstorbenen Saxofonisten, Komponisten und Arrangeur George Robert und seiner Musik das Projekt „George Robert Revisited“ zu widmen und damit in ausgewählten Clubs aufzutreten. Nachdem Robert auch selbst diverse Male im Birdland in Neuburg zu hören und zu sehen war, ist natürlich dieser Club die erste Adresse, um den Plan in die Tat umzusetzen. Und dass der Bayerische Rundfunk das Ereignis für das „Birdland Radio Jazz Festival“ mitschneiden würde, war von Anfang an eine ausgemachte Sache.

Robert hatte das Talent, BeBop-Stücke zu schreiben, in die man sich augenblicklich verlieben könnte. Genau um die geht es also, als Pianist Dado Moroni, Jim Rotondi (Trompete, Flügelhorn), Altsaxofonist Patrick Bianco, Kontrabassist Stephan Kurmann und Schlagzeuger Bernd Reiter mit dem rasant nach vorne preschenden „The Vikings Return“ ins Konzert starten, in dessen Verlauf noch etliche weitere von Roberts Preziosen stehen, so etwa die im Original seinerzeit mit Clark Terry eingespielte Ballade „Joan“, oder die leichtfüßige Samba-Nummer „Softly“. Das intime „Joan“ hatte Robert seiner Gattin gewidmet hat, und „Chapeau, Monsieur Dupois“ war für sein großes Vorbild Phil Woods gedacht, der ihn ebenso entscheidend beeinflusst hat wie auch Cannonball Adderly, dessen „Cannonization“ deswegen folgerichtig das Programm beschließt.

Nimmt man dann doch Bobby Timmons‘ „This Here“ mit den mächtigen Fanfarenstößen der Bläser hinzu und Victor Feldman’s „Exodus“, ergibt das ein überaus rundes wie auch abwechslungsreiches Programm, das einem als Zuhörer nicht nur in akustischer Hinsicht gut tut, sondern auch in emotionaler. Dass die fünf Herren auf der Bühne allesamt exzellente Musiker sind, muss man eigentlich gar nicht erwähnen. Das haben sie mit anderen Projekten hinlänglich bewiesen, auch im Birdland. Mit welcher Hingabe sie freilich ihrem Freund George einen musikalischen Toast ausbringen, ihm nachträglich Wertschätzung und Hochachtung zollen, das ist schon bemerkenswert und zeugt von einem hohen Grad an Empathie.

„Viele von Roberts Kompositionen haben das Potential, in Zukunft zu echten Standards des Jazz zu werden“, zitiert Bandsprecher Patrick Bianco dessen Mentor Phil Woods. Dazu kommt es aber nur, wenn man sie auch spielt, sie den am Jazz Interessierten nahebringt und bei einer breiten Hörerschicht bekannt macht. Auch aus diesem Grund ist „George Robert Revisited“ notwendig. Die Zuhörer im Birdland zumindest scheint man, nimmt man den lebhaften Schlussapplaus als Maßstab, schon mal für sich gewonnen zu haben.