Steve Kuhn Trio | 09.11.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das 203. Konzert der Reihe Art of Piano im Neuburger Birdland Jazzclub widmete sich einmal mehr dem „klassischen“ Pianotrio in der Besetzung Piano, Bass und Schlagzeug. Mit dem 1938 in Brooklyn geborenen Steve Kuhn war einer der herausragenden Repräsentanten jener Triotradition im Birdland zu Gast, die von Bill Evans in den 50er Jahren gemeinsam mit dem Bassisten Scott LaFaro und dem Schlagzeuger Paul Motian begründet wurde. In der von Impressionismus, Cool Jazz und einer gleichberechtigten Balance der Instrumente gleichermaßen geprägten Spielauffassung fand eine introvertierte und lyrische Sensibilität ihren Platz im Jazz.

Steve Kuhn kann als Bruder im Geiste und seinerseits wesentlicher Vertreter dieser modenen Spielart des Jazz bleibende Geltung beanspruchen. Sensibilität, Behutsamkeit und Empfindungsreichtum prägen seine Musik und so geriet auch sein Auftritt in Neuburg zu einem Fest der leisen Töne. Gemeinsam mit Aidan O‘Donnel am agil groovenden Bass und Billy Drummond am fein nuancierten Schlagzeug zelebrierte der elder statesman am Bösendorfer die hohe Kunst einer Musik, in der Neugierde und abgeklärte Reife sich in bewundernswerter Balance fanden, bereichert aus der Begegnung der Generationen. Die Drei lauschten förmlich in die Musik hinein, loteten die Möglichkeiten aus, die ein Thema wie z.B. Miles Davis „Four“ bietet. In nur scheinbar leichtfüßigem, sensiblem swing bewegte sich das Trio durch kreative Räume, stets im interaktiven Austausch und empfindsamer Kommunikation, in der Kuhn naturgemäß als altersweiser Primus inter Pares den ihm gebührenden Respekt fand. Die „Ladies in Mercedes“, eine Komposition des lanjährigen Kuhn-Intimus Steve Swallow, ließen sich vergnügt den Fahrtwind durch die Locken wehen, lächeltem dem Tag entgegen und freuten sich heiter des Ausflugswetters. „Two by Two“ schwang sich im Midtempo in den Raum, tänzerisch, elegant, sublim und sensitiv, durchdrungen von jener heiter-melancholischen Leichtigkeit des Seins, die Milan Kunderea so unerträglich empfand. Das bedurfte keiner schaulaufenden Virtuosität oder Effekthascherei, nur souveräner schöpferischer Kraft und einer profunden Musikalität, die alle Befangenheit abstreifen konnte zu Gunsten einer selten in solcher Intensität wahrnehmbaren Tiefe.