The Joey DeFrancesco Trio | 27.01.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Da ist er, dieser Sound! Seit frühesten Tagen vertraut, erstmals in der Kinderstunde bei der Titelmelodie der Familie Feuerstein, fast schon das beste an der ganzen Serie. Später dann Ken Hensley, Jon Lord und Rick Wakeman bis zur jazzigen Entdeckung von Jimmy Smith, Jimmy McGriff, Brother Jack McDuff und später eben Joey DeFrancesco.

Den jetzt live im Birdland zu erleben schließt einen Kreis der Liebe zum Sound der Hammond, der vielgeschmähten, vielgepriesenen elektronischen Orgel, die Entspannung, Hitze und satten Wohlklang pur verspricht.

In nachgerade klassischer Triobesetzung mit Gitarre und Schlagzeug zelebriert der 40jährige Italo-Amerikaner, der schon als 17jähriger mit Miles Davis die Bühne teilte, die Orgel in jenem schlanken, reduzierten Sound, der den Touch der Attacke so wunderbar mit langen, geschmeidigen Linien verbindet.

Ein Mix aus Souljazz, Gospel, Funk und ungemein swingendem Mainstream Jazz auf der Höhe der Zeit: Der Maestro genießt sein Instrument, entlockt dem Beast, wie die Organisten das 200 Kilo schwere Teil gern nennen, in lang ausgespielten Spannungsbögen dramaturgisch optimal balancierte Soli. Kaum ein Instrument eignet sich ja so herrlich, jene Spannung auszukosten, die in der Steigerung von Melodie, Harmonie und Fülle des Sounds liegt, wie die Hammondorgel mit ihren rotierenden Tonrädern vor den elektromagnetischen Tonabnehmern.

Steve Cotter mit spitzfingrigen, splittrigen, quecksilbrigen Soli an der Gitarre und Ramon Banda mit swingender Elastizität am Schlagzeug zeigen sich als Musketiere auf Augenhöhe des Leaders in Songs wie „Donny’s Tune“, Blues For Bobby C“, danach einer Ballade, bei der Joey DeFrancesco zur gedämpften Trompete greift und einen Hauch von Tristesse in den Keller bläst.

Dann darf das Leslie wieder raus, jener herrlich schwurbelnd rotierende Verstärker, welcher der Hammond erst die Würze gibt, mit flinken Fingern in Bewegung versetzt. Ein wahrer Tastenzauberer lässt Melodien, Rhythmen, Changes fließen wie einen scharf gepfefferten Sahnestreif am Nachthimmel. Herrlich!