Romeo Franz Ensemble feat. Joe Bawelino | 21.01.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das ist der Reiz des Sinti-Jazz: Osteuropäische Musikalität verbunden mit dem swing der neuen Welt. Wer da ruhig sitzen bleiben kann, hat kein Leben mehr oder ein Herz aus Stein. Beim Konzert des Romeo Franz Ensemble feat. Joe Bawelino traf Lebenslust auf Sentiment, Csardas auf Herzschmerz, Mackie Messer auf Schnuckenack Reinhardt. Die Sinti-Jazz-Kapelle, wie sie sich selbst bezeichnen, war ja schon häufiger im Birdland zu Gast, unvergessen auch der Auftritt bei Jazz an der Donau 2005. Die Vier überzeugten einmal mehr mit ihrem im besten Sinne des Wortes gediegenen, so traditionsbewussten wie eigenständig interpretierten Gypsy-Swing und allem, was dazu gehört in der Reflexion von klassischer Sintimusik und swingendem Jazz: Elegante Geigenklänge von Romeo Franz, unwiderstehlich federnder Drive von der Rhythmusgruppe, in diesem Fall Uli Bund an der Gitarre und Jani Lehmann am Bass, sowie mit „Big Papa“ Joe Bawelino ein explosiv funkensprühender Solist an der Gitarre, vital und temperamentvoll, dass das Herz nur so lacht. Neben der sonoren, modulationsstarken Stimme von Romeo Franz in Sinto, Englisch und Deutsch sorgte sein elfjähriger Sohn Sunny Franz für bemerkenswerte Zwischenspiele an der Violine, mixte er doch gekonnt Django Reinhardts „Minor Swing“ mit Mozart und sorgte damit für große Begeisterung und zu Recht motivierenden Beifall. „Bei mir bist du schön“: Familiäre Atmosphäre, elegante Musik, leichtfüßiger swing und ein leises, mal melancholisches, mal heiteres Lächeln: Ein Abend von entwaffnend entspannter Qualität, voller kleiner, feiner Aha-Effekte. „S’wonderful“! Zum Schluss Django Reinhardts „Nuages“ – Wer würde danach nicht leichten Schritts und sonnigen Herzens nach Hause gehn?