The Hotstuff Jazzband | 12.02.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die 1978 in Schwabing gegründete und heute im Wirtshaus zum Isartal beheimatete Hot Stuff Jazzband macht altmodische Musik. Das ist völlig in Ordnung, schließlich muss nicht jeder Jazzmusiker das Rad neu erfinden. Und nachdem das, was das Quintett im Laufe des Abends von sich gibt, so altmodisch nun auch wieder nicht klingt und die Band zudem mit dem programmatischen Untertitel „Swinging Entertainment“ unterwegs ist, ist das Birdland nicht ganz unerwartet bis knapp an die Grenze des derzeitig Erlaubten gefüllt.

Heinz Dauhrer (Trompete), Butch Kellem (Posaune), John Brunton (Gitarre), Eric Stevens (Kontrabass) und Hermann Roth (Schlagzeug) fahren mehrgleisig. Zuerst ein Block mit Stücken von Louis Armstrong, dann als Kernstück Songs aus diversen Filmen und Musicals von Walt Disney, schließlich zum Ende hin die Abteilung „Entertainment“, die man aber vernachlässigen kann, weil hier das vorher erreichte Level nicht mehr erreicht und der Aspekt der Unterhaltung wichtiger wird als der des Niveaus. Was aber mit zum Konzept gehört.

Die Stücke auf dem Hintergrund der Werke Walt Disneys sind die interessantesten und mit Sicherheit spannendsten des Konzerts. Was an den Arrangements liegt, die Eric Stevens, der auf der Bühne relativ unauffällige Mann am Kontrabass, für die Band geschrieben hat. Heinz Dauhrer mag als launiger Conférencier im Vordergrund stehen, die komplette Frontline mit Trompete, Posaune und Gitarre mag in solistischer Hinsicht das Sagen haben, der entscheidende Akteur aber ist Eric Stevens, der der Band den Sound und den Drive und den Stücken ihre überaus originelle Note verleiht. „A Spoonful Of Sugar“ aus Mary Poppins, „Witchcraft“ aus Roger Rabbit, „Under The Sea“ aus Arielle und die Ballade „Beauty And The Beast“ werden durch seine Arrangements erst so richtig interessant und indem er – quasi als Einschübe zwischen den Hauptbestandteilen des Programms – auch noch Fats Waller’s „Honeysuckle Rose“ mit Charly Parker unter einen Hut bringt und Duke Ellington’s „It Don’t Mean A Thing“ ein neues Gewand verpasst, ist offensichtlich, wer hier im Hintergrund die Fäden in der Hand hält.

Vereinzelte Gesangspassagen lockern die Sache zusätzlich auf, bleiben aber im Vergleich zu den solistischen Beiträgen der fünf Herren doch eher Beiwerk. Die Stärke des Quintetts liegt in dem Bestreben, längst zum Allgemeingut gewordene Musik aus vergangenen Tagen so zu interpretieren, dass man unwillkürlich immer noch aufhorcht, obwohl man jeden einzelnen Titel quasi in- und auswendig zu kennen glaubt. Die Kunst ist, diese Stücke so anzubieten, dass deren Substanz erhalten bleibt und trotzdem der Faktor Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Der eine Teil des Publikums kommt, um sich ganz einfach zu amüsieren, der andere verlangt Niveau und die Band übernimmt die schier unlösbare Aufgabe, beide Lager zu befriedigen. Wenn man es so sieht, hat die Hot Stuff Jazzband im Birdland einen durchaus tragbaren Kompromiss gefunden, bei dem niemand leer ausgeht. Und der Erfolg gibt der Band schließlich recht. Am Ende strömen alle mit zufriedenen Mienen dem Ausgang zu.