The Hot Stuff Jazzband | 26.02.2023

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Hot Stuff, das klingt verlockend. Heiße Kiste, scharfe Sache, – irgendwie in dieser Richtung. Von alldem war etwas geboten beim Konzert der Hot Stuff Jazzband im Birdland-Keller, aber nicht nur. Dieser Abend war Swing und Blues der feinsten Art, mit heißem Herzen und mit kühlen Kopf zugleich interpretierte echte Jazz-Schlager. Ein Auftritt mit Herz und Hirn eben.

Dieses Quintett mit Heinz Dauhrer (Trompete,Flügelhorn), Butch Kellem (Posaune), John Brunton (Gitarre), Gary Todd (Bass) und Hermann Roth am Schlagzeug hatte sich vorgenommen, dem Publikum Jazz-Standards zu bieten, die einem nach ein paar Takten bekannt vorkommen. Dieser Effekt löste, wie auf den Gesichtern vieler Zuhörer abzulesen war, wohlige Vorfreude aus auf das, was nun kommen würde.

Ein Konzert zum echten Genießen also. Aber nicht nur das: die fünf Musiker bringen zusammen locker an die zwei Jahrhunderte Bühnenerfahrung auf die musikalische Waage, hier sind die sprichwörtlichen alten Hasen am Werk. Freilich entpuppen sie sich als quicklebendige alte Hasen, die Songs von Louis Armstrong, Billy Joel, Duke Ellington oder auch aus dem Musical Arielle auf witzige, frische Art neu anpacken. Da klingt vieles genauso so, wie man es im Ohr hat und doch immer wieder anders.

So wurde es ein vergnüglicher Abend, oft mit sehr sanften, angenehmen Trompeten- oder Posaunenklängen der beiden Band-Stars Dauhrer und Kellem. Manchmal mit einem Sound, der an eine Bigband klassischer Besetzung erinnert – was mit einem Quintett gar nicht möglich scheint. Diese Fünfer-Combo swingt und groovt ganz selbstverständlich. Die Basis für diesen Klang ist ein ruhiges, konzentriertes Musizieren, aber wenn es passt, haben die alten Knaben auch die wilderen Sachen drauf, sie können ganz schön loslegen. Und zwar ohne in der Lautstärke zu überziehen.

Was daraus an musikalischen Geschenken fürs Publikum wird, ist in den Songs „Honeysuckle rose“, im „Westend blues“ von Louis Armstrong, im Titel „Under the sea“ aus dem Arielle-Musical oder in der wunderbar interpretierten Ballade „When I fall in love“ zu erleben. Heinz Dauhrer und Butch Kellem zaubern lockere Bläser-Soli in das Kellergewölbe, und im Duo sieht es manchmal so aus, als ob sie sich selber mit der einen oder anderen Spontaneinlage überraschen wollten.

Die drei Mitstreiter am Bass, an der Gitarre und am Schlagzeug hören es mit Freude, während sie selbst einen präsenten Basis-Sound zu den Höhenflügen von Trompete, Posaune und Flügelhorn produzieren. Großes solistisches Brillieren hat das Programm für den Gitarristen, für den Schlagzeuger und speziell für den Bassisten kaum vorgesehen. Doch wenn sie gefordert sind, packen sie die Gelegenheit beim Schopfe.

Ihren Sound ziehen die fünf Musiker aus der Intensität des Spiels, weniger aus der auftrumpfenden Virtuosität. Nicht nur im Piano, auch im Forte zeigen Trompeter und Posaunist, wie farbenreich und elegant das Blech klingen kann. Schlagzeug und Gitarre verfeinern diese Art immer wieder, unter freundlicher Mithilfe des Bassisten.

„C’est si bon“ wird in der Adaption von „Hot Stuff“ zu einem Schmuckstück des Programms. Instrumental mit dem besten Feeling und mit Tiefgang. Der Gesang allerdings reichte an diese Qualität nicht wirklich heran. Es kann und es muss ja auch nicht alles perfekt sein.