The Great Guitars | 08.11.2008

Neuburger Rundschau | Clara Fiedler
 

Mit Musik alt werden, das bedeutet, zeitlos zu werden. Das gilt auch für den letzten Verbleibenden der „Great Guitars“, Mundell Lowe. Sein selbsternannter „Copilot“ Mike Magnelli eröffnete nicht unberechtigt das gemeinsame Konzert mit einer Lobeshymne auf den inzwischen 85-jährigen Altmeister an der Jazzgitarre. „Ich bin stolz, hier mit einer Legende spielen zu dürfen“, begann er ehrfürchtig, Lowe unterbrach ihn sinngemäß mit „Erspar uns das“. Genau so spontan, liebevoll-sarkastisch und selbstverständlich ist auch die Musik der beiden.
Wie eine Session im Wohnzimmer beginnen sie, ohne große Vorrede, ohne Zwang, entspannt und unverkrampft. Auch Schlagzeuger Hajo von Hadeln erzeugt Stimmung ohne großen Aufwand. Ein leichter Swing am Ride-Becken und über das Fell der Snare-Drum geriebene Jazzbesen und ein leichter Bass von Tieftöner Thomas Stabenow unterlegen weiche, goldene Improvisationen.
Dabei sind die Bilder, die die beiden Gitarristen da zeichnen, ganz unterschiedliche. Während Lowe mit den Akkorden und Harmonien spielt, und schon mit minimaler Veränderung und rhythmischem Augenzwinkern ein stimmiges Gesamtbild bietet, legt Magnelli unheimlichen Wert aufs Detail. Seine Soli sind kleine Einheiten, leben nicht zuletzt von der unheimlichen Präzision und der technischen Brillanz des Musikers, der sich trotz seines filigranen Spiels niemals verkünstelt und aufhält. Und so füllen sie den Abend mit all den unvergänglichen Perlen wie Wallers „Squeeze Me“, „If I had you“ oder „Broadway“ und erweisen sich dabei als unermüdlich. Tatsächlich fühlt man sich an diese uralten Aufnahmen erinnert, die mit Rauschen, Tellerklappern und Murmeln hinterlegt sind und es hätte nicht verwundert, wenn die beiden anstatt eines Schlagzeuges ein Waschbrett mitgebracht hätten. „Wir machen eine Pause“, kündigt Lowe nach dem ersten Set an. „Nicht, dass wir es nötig hätten, aber ich glaube, Sie brauchen eine“. Und zum ersten Mal an diesem Abend lag er falsch. Die Musik strengt nicht an, ist humorvoll und originell wie ihre Interpreten. Da ist man ihnen auch nur bedingt böse, als sie nach einem zweiten Set und dem obligatorischen Zugabe-Blues verkünden: „Sie können aufhören zu klatschen, wir kommen eh nicht zurück“. Obwohl sie stundenlang hätten spielen können. Denn Musik ist für die beiden gemütlichen Virtuosen lediglich die Erfüllung des Grundsatzes „I just wanna be happy“.