Romeo Franz Ensemble & Munich Swing Stars | 13.11.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Europa und Amerika: Gegenseitige Faszination und Inspiration, jeweilige Eigenständigkeit und beiderseitige Abhängigkeit – auch in der Musik: Mitreißend und attraktiv allemal ist die Gegenüberstellung der amerikanischen und der europäische Variante des klassischen Swing, wie beim Jazz im Audi Forum mit dem Romeo Franz Ensemble auf der einen und den US-infizierten Munich Swing Stars auf der anderen Seite.

Romeo Franz, obzwar von einer Bronchitis – freilich nicht im Spiel – deutlich erkennbar geplagt, wird immer besser. Der Geiger wandelt hörbar auf den Spuren Stéphane Grappellis, eignet sich mehr und mehr dessen federleichte Bogentechnik an, swingt in bester Hot Club Manier und trägt die Fackel weiter. Gemeinsam mit seinem etwas älteren Alter Ego „Big Papa“ Joe Bawelino, der sich bei seinen vertrackt kantigen Soli an der Gitarre immer wieder selbst zu überholen scheint, und den beiden herrlich vorantrabenden Rhythmikern Thomas Stützle am Bass und Uli Bund an der Gitarre spielt Romeo Franz variantenreichen Gypsy-Swing von Sholom Secundas sinnlichem „Bei Mir Bistu Shein“ über Django Reinhardts melancholische „Nuages“ bis hin zu einer temperamentvollen folkloristischen Komposition Schnuckenack Reinhardts. Eine immense Bandbreite des Gypsy Swing, des ersten europäischen Beitrags zur Jazzgeschichte, dargeboten mit Spielwitz und Lebenslust auf denkbar hohem Niveau.

Die Amerika-inspirierte Variante dann nach der Pause mit den Munich Swing Stars, die um den Vibraphonisten Gunter Greffenius hochversierte und überaus kultivierte Musiker versammeln: Charles Höllering an der Klarinette, Joe Kienemann am Klavier, Hans Lengefeld am Bass und Michael Keul am Schlagzeug. Wer denkt bei solcher Instrumentierung nicht an die gute alte Zeit, in der Benny Goodmann und Lionel Hampton aufmischten mit „Stardust“, „Moonglow“, „S’wonderful“ und dem fulminanten All-time-Hit „Flying Home“.

Schlusspunkt bei Jazz im Audi Forum: Der von beiden Bands gemeinsam dargebrachte Klassiker „All of Me“. Beide Welten vereinen sich in der allumfassenden Macht swingender Musik!