The Cookers | 16.02.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Draußen war’s immer noch eiskalt, der Winter hielt Herz, Hirn und Füße so fest im Griff wie manchen Autoreifen. Da lechzt der Leib nach heißer Suppe, die Seele nach Wärme, das Hirn nach Bewegung. The Cookers bedienten das Bedürfnis der beiden Letzteren reichlich. Ohne Hektik und überkochende Hitzewallung, dafür mit stetig hohem Energiepegel und nachhaltig durchgarender Temperatur.

Was dereinst als Gegensatz zu gleicher Zeit die Gemüter erhitzte, tritt heute traut in Eins: Hardbop auf der einen, Cool Jazz auf der anderen Seite wirken aus der Sicht der Nachgeborenen wie Brüder ihrer Zeit, die längst zusammengefunden haben im Strom der Jazztradition, aus heutiger Sicht in komplementärer Logik eröffneten, was folgte. Die glühende Intensität des einen und die rasante Vitalität des anderen ergänzen sich im Spiel der Cookers zu intelligenter Auseinandersetzung von Komposition und Improvisation, von Solo und Ensemblespiel, von Farbe, Fläche, Form, Essenz. Ernste Musik, kein Fingerschnippen, Fußspitzwippen, Köpchennicken! Eher eine sehr unideologische, in keinster Weise museal oder exklusiv hervorgebrachte Variante der These, Jazz sei die klassische Musik Amerikas.

Weniger ist mehr mit sehr viel Platz für ausgedehnte Soli, spontane Kreativität und konzentrierte Spielkultur, individuelle Klasse in energetischem Zusammenklang eines Ensembles ohne Egoismen oder Profilneurosen. Solche haben die glorreichen Sieben auf der Bühne des Audi Forum auch gar nicht nötig, allesamt hoch dekorierte Heroen des modernen Jazz, gemeinsam ein wahres Kompendium des Jazz mit einem höchst lebendigen Gedächtnis, auf allen Bühnen daheim, auf ungezählten schwarzen und silbernen Scheiben als Sidemen und Leader zu hören.

George Cables, der so klar akzentuierende wie eloquent perlende Pianist, Cecil McBee mit sachlich trockenem Ton und untrüglichem harmonischem Gespür am Bass, Billy Hart mit feinem Groove und bewusster Reduktion der der Mittel, Craig Handy am rasanten Alto, Billy Harper am so quirligen wie sonoren Tenor, David Weiss an förmlich kernschmelzender und Eddie Henderson an schier lodernder Trompete, sie alle sorgten für stetige Energie, heiße Glut, züngelnde Flammen, die Seele umhüllende Wärme mit lang anhaltender Tiefenwirkung.