Simon Seidl Trio | 17.02.2012

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Dass der 23jährige Ingolstädter Pianist Simon Seidel mit seinem Trio im Birdlandkeller nicht unter der Reihe „Jazz aus der Region“ sondern unter „art of piano“ angekündigt wurde, kann man schon als veritable Auszeichnung betrachten; traten doch unter dieser Rubrik schon Größen wie Brad Mehldau, Diana Krall und Dave Brubeck auf. Und diesen Vorschusslorbeeren wurde Seidl vollends gerecht. Seit seiner Auszeichnung mit dem Ingolstädter Jazzförderpreis in 2007 fand bei ihm in kurzer Zeit eine rasante Weiterentwicklung statt.
Erstaunlich auch das perfekte und abgeklärte Zusammenspiel mit seinen Kollegen Robert Landfermann (Bass) und Fabian Arends (Drums), vor allem wenn man bedenkt, dass das Trio in dieser Besetzung das allererste Konzert bestritt und Landfermann mit seinen dreißig Jahren schon der „Senior“ der Band ist.

Seidl hat seine Wurzeln in der klassischen Jazzmusik eines Bill Evans oder Cole Porter, deren Stücke
-bei diesem Konzert zu hören: „Re:Person I Knew“ bzw. „All Of You“- er selbst arrangiert und auf seine ganz eigene Weise interpretiert. Auch die Version von Billy Strayhorns wunderschönen Ballade „A Flower Is A LonesomeThing“ überzeugt und entfaltet durch einen gefühlvollen Anschlag der    Pianotasten seinen ganzen Charme.

Im zweiten Teil des Konzertes waren neben einer rasanten, vorwärtstreibenden Interpretation des Standards „Lady Bird“ auch einige interessante Eigenkompositionen von Seidl zu hören, darunter die balladenartigen Stücke “The Third Eye“ und vor allem das noch namenlose erste Stück (wie wäre es z.B. mit „First Heard In Bird“?) nach der Pause. Nicht nur, aber gerade hier konnten auch Landfermann mit einem schönen, gestrichenen Bassintro und Arends mit seiner facettenreichen, gefühlvollen Drumbegleitung ihre große Klasse unter Beweis stellen.
Natürlich kamen die Musiker nicht um eine Zugabe herum. Und mit einer weiteren Eigenkomposition,
dem spritzigen, nach einer Bucht in Portugal benannten „Barriga“ endete dieses ausgezeichnete Konzert. Ist nur zu hoffen, dass die Musik des Trios auch bald auf Tonträger zu hören ist.

-Sicher wird man zukünftig noch viel von Simon Seidl hören; das Potential dazu hat er allemal!-