Howard Alden – Helmut Nieberle | 24.02.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es ist der Zauber der leisen Töne, nicht fehl am Platz am ersten Freitag der Fastenzeit, Zeit des Hinhörens, der Entschleunigung, Besinnung auf das, was zählt. Keineswegs negativ konnotiert, wenn dazu die Achtsamkeit gehört, die aufmerksame Pflege der Feinheiten und Details, die Zurückhaltung im einen, die gesammelte Präsenz im anderen Moment.

Die Kunst des Duos ist wie geschaffen, solches zu pflegen. Ebenso wichtig wie das eigene Spiel ist das konzentrierte Zuhören, beides trägt den Fluss der Ereignisse, um so mehr, wenn die Partner das gleiche Instrument spielen. Howard Alden und Helmut Nieberle zelebrieren die vielschichtige Kunst des Duos auf der siebensaitigen Gitarre bis in feinst ziselierte Nuancen, beide wahre Meister ihres Fachs mit einem sehr stark übereinstimmendem Sinn für Ästhetik, zarten Humor und die wunderbare Leichtigkeit des Seins. Die Musik ergießt sich aus sprudelndem Dialog, sei es im Standard „No Mean At All“, dem charmanten „Valse Vinaigrette“, dem brasilianisch inspirierten „Benzinho“, dem wie gehauchten Blues „Wrap Your Troubles in Dreams“ oder Django Reinhardts rasanter Eisenbahn „Mystery Pacific“.

Alden und Nieberle sind im Birdland wohl bekannt, Alden u.a. von Gastspielen mit Allan Vaché, Olaf Polziehn und den Great Guitars, Nieberle als dauerhafter Artist in Residence nicht zuletzt durch gefühlt unzählige Gigs mit Alter Ego Helmut Kagerer.

Ein Duo ganz anderer Art ist das mit Howard Alden, weniger Kontrast, Haken und Ösen, mehr Harmonie, Seelennähe, unmittelbare Übereinstimmung, Musik aus einem Guss, in einem Fluss, bei aller hoch zu preisenden Individualität weicher im Zusammenklang: „Wir spielen halt aus derselben Tasche“, meint Nieberle dazu schlicht. Dabei nicht minder kurzweilig, zuweilen ungemein spannend beim „Rendevouz dans le desert“, in starkem Groove beim „Golden Retriever Poppy Dog Blues“, einem historischen Kleinod von Carl Kress, verschmitzt verspielt beim „Basin Street Blues“, dem Klassiker schlechthin, augenzwinkernd beim „Vals gazeuse“, geschichtsbewusst in Howard Aldens Solointerpretation von Barney Kessels „I Remember Django“ und ungeheuer lässig in „Shiny Stockings“. Jazz Guitar Stories der allerfeinsten Art, ganz im Sinne der Einsicht, dass sich die eigentliche Kraft aus den Quellen speist.