The Cookers | 01.06.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Jeder einzelne der sieben Namen zergeht dem Jazzfan auf der Zunge. Was macht es dann schon, wenn das Dreamteam der glorreichen „Cookers“ geschlagene zwanzig Minuten auf sich warten lassen, bevor angerichtet wird? Und es dann auch erst mal gemütlich angehen lässt – ungefähr zehn Takte lang! Aber dann geht die Post ab, oder um im Bild zu bleiben: Es wird eingeschürt und nachgelegt, dass es im Ofen nur so prasselt. Wieder mal beweist der Jazz, dass so manche Lebensweisheit gegen den Strich gebürstet werden kann. Viele Köche mögen den Brei verderben, nicht jedoch sieben Cookers dieses scharf gewürzte Gebräu aus klassischem Hardbop und individueller Klasse. Was die Herren Billy Harper, Eddie Henderson, Donald Harrison, David Weiss, Danny Grissett, Cecil McBee und Victor Lewis, was also diese Herren auf den Tisch zaubern, in diesem Fall auf die Bühne des Birdland, ist von solchem Feuer, dass selbst die schärfste Küche südöstlicher Breiten dagegen beinahe fad wirken dürfte. Knallige Bläser, mächtige Grooves vom Bass, ein tricky loderndes Schlagzeug, jede Menge Pfeffer und kräftiges Curry vom Piano und immer wieder diese Soli, die dem guten Namen ihrer Urheber alle Ehre machen, allen voran Billy Harper am Tenorsaxophon. Da explodieren die Geschmacksknospen förmlich. „The Call of the Wild and Peaceful Heart“ heißt der programmatische erste Gang des Menüs, der schon so viel enthält, dass kaum mehr an eine Steigerung der Intensität zu denken ist. Aber wiederum: Überraschung! Die sieben Cookers halten der selbst entfachten Hitze wacker stand, geben eins ums andere hinzu und bleiben dem hohen Einstiegsniveau treu ohne sich oder dem begeisterten Publikum im ausverkauften Haus auch nur den Hauch einer Verschnaufspause zu gönnen, hochmotiviert, kraftvoll, hellwach und präsent. Wenns’s für Jazz einen Guide Michelin gäbe: Drei Sterne!