Echoes Of Swing | 26.05.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Der Name „Echoes Of Swing“ ist tatsächlich überaus passend für das, was dieses Quartett tut. Es beschäftigt sich nämlich mit Oldtime Jazz, mit Stücken von Sidney Bechet, Johnny Mercer und Jerome Kern, Kompositionen aus der Frühzeit des Jazz also, deren Echo akustisch herüberweht aus einer längst vergangenen Epoche. Damit aus diesem Vorhaben nicht lediglich ein Revival wird, übersetzen Trompeter Colin T.Dawson, Altsaxofonist Chris Hopkins, Pianist Bernd Lhotzky und Schlagzeuger Oliver Mewes die altehrwürdigen Vorlagen in die Gegenwart.

Mit Genuss nachzuhören ist das alles beim Konzert der Band im ausverkauften Birdland Jazzclub. Die auf die Bedürfnisse der Band – und hier insbesondere auf diejenigen der beiden Bläser zugeschnittenen – Arrangements sind in höchstem Maße interessant, interessanter sogar noch als deren Soli, aber zumindest vor der Pause gehen die Herren auf der Bühne noch relativ verhalten zu Werke. Erster Höhepunkt ist das wunderschön vorgetragene „Somewhere Over The Rainbow“ als Solostück für Bernd Lohtzky, der hier ein erstes Ausrufezeichen setzt. Nach der Pause spielt sich die Band frei, lässt sich bei der sehr überzeugenden Eigenkomposition „Wrack der Guten Hoffnung“ quasi selbst von der Leine, baut Ragtime, amerikanischen Schlager und Franz Schubert ins Programm ein und reichert sogar das von Dean Martin bekannt gemachte „Volare“ mit Figuren an, die dieser Gassenhauer nie hatte.

Nachdem die aktuelle CD des Quartetts „Travelin‘“ heißt, taucht die Idee des Reisens auch im Repertoire immer wieder auf. Bei „Orient Express“ etwa, bei dem einem unweigerlich Albert Finney als Hercule Pirot einfällt, oder bei dem Stück „The Fiji Hula Bula“, zu dem Hopkins Südsee-Anekdoten angesichts 50 Grad im Schatten bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit erzählt. Und bei Vernon Duke’s „Cabin In The Sky“ und bei Ellington’s „On A Tourquise Cloud“ wird schließlich auch noch der träumerische Blick nach oben riskiert.

Alles, was man hört an diesem Abend hat Charme, verrät Leichtigkeit und zeugt gleichermaßen von der Ernsthaftigkeit im Umgang mit den Vorlagen, ist schließlich Indiz für die Liebe der Musiker zu ihrem Stoff. Das Echo aus der Vergangenheit hallt nach. Und es steckt an, was man an den eingeforderten zwei Zugaben am Schluss ablesen kann.

„Echoes Of Swing“ spielen übrigens seit exakt 20 Jahren in der aktuellen Besetzung zusammen, wie Hopkins nicht ohne Stolz erzählt. Die Band feiert somit in diesen Tagen ein rundes Jubiläum. Wie auch das Birdland, das derzeit die Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag begeht. Der eine Jubilar macht gute Musik, der andere ermöglicht es uns, sie in schönem Ambiente zu hören. Herzlichen Glückwunsch an beide!