The Clayton Brothers | 30.04.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wenn der Vater mit dem Sohne … John Clayton, seit Jahren ein exzellent eingespielter Teamplayer mit Bruder Jeff, ist sichtlich stolz auf den Junior, der seit ein paar Monaten die „Clayton Brothers“ komplettiert. Zu Recht: Was Gerald Clayton aus dem Bösendorfer im Birdland Jazzclub zaubert ist aller Ehren wert, ergänzt den Jazz der Väter um eine jugendliche Note, stellt dem Bebop den HipHop zur Seite. Fünf „Wild Men“ legen im Birdland los, dass die Post abgeht. Keine Spur von der Beschaulichkeit eines Familientreffens, kein Gedanke an die mögliche Langeweile eines Verwandtenbesuchs. Hier spielt die Musik! Generationen übergreifend! Klare Ansage!

Slow down dann mit einer coolen Ballade, samtpfötig und von jener beherrschten Glut, deren Schwelen jede Sekunde empor lodern kann. „Runway“ in straightem Uptempo und rasantem Bebop, sprudelnde Lava, die den Siedepunkt wieder weit noch oben schiebt auf der nach oben offenen Energieskala.

Glückliche Fügung, wie sich Vater und Sohn gegenseitig inspirieren, anstacheln in einem explosiven Miteinander, dass die ganze Band umfasst: Terrel Stafford bläst eine förmlich Starkstrom geladene Trompete, Jeff Clayton ein ungemein bewegliches Altsaxophon, Gerald Clayton lässt am Flügel die Funken tanzen, John Clayton am Bass in elegantem Understatement die Fundamente vibrieren, Obed Calvaire am Schlagzeug die Rhythmen nur so kochen.

Wie damals: Die Bigband für den Saal, das Quintett für den Club – und jene Freiheit, die der Ballsaal nicht erlauben mag. Die Clayton Brothers reflektieren den Tanz mehr als sie ihn spielen, lassen durchaus die Elementarteilchen fliegen, vielgestaltig, ausdrucksstark, zuweilen fast wie in einer Ballettsuite: „Cha Cha Charleston“!

Einhundert Jahre Jazzgeschichte vereinen sich im Spiel der Band vom „Street Dance“ bis zum „Battle Circle“, letzterer in der temperamentvollen Attacke des Hip Hop. Vor dem „Last Stop“ nach fast drei Stunden Spielzeit liegen immer wieder auch Passagen der Ruhe und unmittelbaren Innigkeit, bewegen vielfältigste Reflexionen die Jazzgeschichte in die Gegenwart, nicht zuletzt eine Hommage an die Jones-Brüder Hank, Thad und Elvin.

Das ist ja das Schöne am Jazz, dass über eine so reiche Palette des musikalischen Ausdrucks verfügt. In solch offener Vielfalt bleibt das Familientreffen der Claytons alles andere als eine geschlossene Gesellschaft, wird zum wahren Feuerwerk des zeitgenössischen Jazz! Die Begeisterung kannte kaum Grenzen: „So ein Wochenende gab’s noch nie!“