Ganz anders und in der konsequenten Durchführung seines Ansatzes doch geistesverwandt der Wahl-New-Yorker Claus Raible mit seinem Sextett. Seine Sache ist der klassische Bebop. Eine klare Angelegenheit, jeder weiß, wo er hingehört, alles ist am rechten Platz. Langweilig? Keinesfalls, denn es kommt – wie so oft – drauf an, was man daraus macht. Und der in München geborene Pianist brennt mitsamt seinen Mannen ein atemberaubendes Feuerwerk ab. Mit List und Tücke, Verve und Liebe greift er nach dem Mantel der Geschichte, schüttelt ihn aus, entstaubt ihn gründlich und bürstet so manches Muster gegen den Strich in den Stoff, aus dem die Nostagien sind. So aufregend, unbezopft und unterhaltsam kann Traditionsbewußtsein heute klingen. Eine konsequent groovende Rhythmusgruppe gibt die Basis für bluesige, boppige, soulgetränkte Soli einer wunderbar aufeinander eingespielten Frontline, die ohne Hektik, transparent und mit bestechender Einmütigkeit agiert. Vor allem aber glänzte das Claus Raible Sextett durch eines: seinen rasant swingenden Drive.