The Claudia Quintet plus 1 | 16.03.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Irgendwo in einer Zwischenwelt von Zeit und Raum entsteht Musik von fast unwirklicher, ein bisschen verquerer Grazie, bruchstückhaft splitternd, schillernd in allen Regenbogenfarben, dann wieder dahin gegossen in dunklem Geheimnis. Die Band könnte einer modernen Dickens-Verfilmung entstammen oder einem Märchen knapp neben unserer Wirklichkeit.

Das Claudia Quintet sprengt alle Schubladen, vereint Jazz, Klassik, Avantgarde und den Prog-Rock der 70er zu vielschichtiger, lautmalerisch erzählender, den einen oder anderen Zeitgenossen auch verstörender Musik mit hohem spezifischem Gewicht.

„Opening the Window“ heißt ein Stück der aktuellen CD programmatisch. John Hollenbeck am Schlagzeug, Drew Gress am Bass, Chris Speed an Klarinette und Saxophon, Matt Moran am Vibraphon sowie Red Wierenga an Akkordeon und Piano sind die „Mates For Lives“. Sie bleiben bei aller grenzüberschreitenden Kreativität immer eng aufeinander bezogen in ausgeklügelten Arrangements, ohne dass zugleich an individueller Freiheit auch nur ein Jota fehlt.

Besonders beeindruckt Theo Bleckmann, dessen klare, fast mystische Stimme deklamiert, singt, Sounds produziert und verfremdet, die ihresgleichen suchen in Melodie und Timbre.

Claudia Quintet plus 1 im Neuburger Birdland: Dicht, komplex und verwoben, blitzgescheit und sinnlich, hellwach und verträumt, raffiniert und spontan, bunt, bizarr, von seltener Schönheit!