The Big Chris Barber Band | 24.01.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kaum einer in Europa dürfte so viel Anteil daran haben, dass der Oldtime Jazz so populär wurde, wie er es in weiten Teilen heute nolch ist: Chris Barber gab es schon bevor die Beatles ihr erstes „Yeah Yeah Yeah“ in den Liverpooler Cavern Club schmetterten, bevor die Rolling Stones im Londoner Marquee Club zum ersten Mal schwarz schwitzend ihr „Come On“ anstimmten. Seinen ersten Hit landete Barber 1954. Heute ist er 82, steht nach wie vor auf der Bühne, swingt im Audi Forum wie eh und je bei der „Bourbon Street Parade“ oder beim „One O’Clock Jump“, gepflegt, beschwingt, leger und so herrlich nostalgisch und old fashioned, wie es der New Orleans Sound schon in der ersten Retro-Welle in den 50ern war.

Sechzig Jahre hält der Oldtimer mit dem nonchalanten Charme die Posaune in der Hand, steht für jenen ineinander verschlungenen Sound sich umspielender Solostimmen im Stil des guten alten New Orleans, fast schon so etwas wie ein „promised land“. Barber ist alles zugleich, er singt, er spielt, wechselt mal kurz zum Kontrabass, plaudert britisch-deutsch als sein eigener Konferencier, setzt seine Band in Szene, mal Trio, mal Sextett, mal die Big Chris Barber Band, besetzt mit handverlesenen Musikern.

Mit allen Wassern der Themse gewaschen steht Barber für einen Trad-Jazz mit hohem Unterhaltungswert, britischem Understatement und fröhlich unbeschwertem, spielerisch leichtem Sound der guten alten Zeit, als die Bilder laufen lernten: Going Home, C’Jam Blues, Hot And Bothered, Merry Go Round, ein bisschen betulicher vielleicht als in jungen Jahren, schließlich ist man nicht mehr siebzig!

Dabei hat die Band wesentlich mehr drauf als irgendwelche Dixie-Mucke: Barbers Name steht durchgehend für hohe Qualität, die Band lässt unter anderen Duke Ellington Ehre angedeihen mit „East St. Louis Toodle-Oo“ oder der „Black And Tan Fantasy“, spart auch die gemäßigte Moderne nicht aus mit Miles Davis‘ „All Blues“. Selbstredend nicht fehlen dürfen zwei der großen Barber-Hits: Sidney Bechets romantische „Petite Fleur“ und zum Schluss die unverdrossen marschierenden „Saints“, nur echt mit etwas trockenem Humor!