The Art Of Three | 23.02.2002

Donaukurier | Norbert Schmidl
 

Das Gute ist ja: Altmeister müssen weder sich und schon gleich gar nicht anderen – auch innerhalb einer Band – noch etwas beweisen. Und wenn sie dann ob ihrer wohlverdienten musikalischen Meriten auch nicht abgehoben haben, sind das beste Voraussetzungen für ein gelungenes Konzert. Diese optimale, aber auch relativ seltene Konstellation bot sich am Samstagabend dem Publikum in ausverkauften „Birdland“-Jazzclub Neuburg.

Billy Cobham am Schlagzeug, Ron Carter am Bass und Kenny Barron am Piano, kurz „The Art of Three“, schafften mühelos den Spagat vom Schneesturm draußen zum Beifallssturm drinnen. Nur ein paar Takte, und schon waren die Wetterunbillen vergessen. Im „Birdland“ entstand sofort eine lockere, entspannte und heimelige Atmosphäre, denn das Trio der Jazzlegenden hat nicht nur tolle Stücke im Programm, es weiß sie auch geschickt zu interpretieren und den Zuhörern ohrgerecht zu servieren. Da ist kein Ton und kein Dezibel zu viel, aber auch nicht zu wenig.

Dass die musikalischen und spieltechnischen Mittel von Cobham, Carter und Barron nahezu unbegrenzt sind, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung mehr. Aber wie es die drei schaffen, den jeweiligen Solisten eben nicht allein zu lassen, ist stets aufs Neue bewundernswert. Zupft beispielsweise ein Ron Carter allein den Bass, ist er eben nicht ganz alleine. Ein gezielt hingehauchter Anschlag auf dem Flügel gibt dem „Solo“ den entscheidenden Kick, ein fast flüchtiger, kaum hörbarer Wischer mit dem Jazzbesen über ein Becken sorgt für den allerletzten Feinschliff. Und um das Ganze wirklich zu perfektionieren, zieht Carter einen einzelnen Ton auf der Bass-Saite minimal in die Länge, um ihm die finale Abrundung zu geben.

Leute wie „The Art of Three“ swingen so natürlich durch einen Abend, wie andere Leute atmen, und das macht die Nummern so locker, besonders auch das bluesige Carter-Stück „Nearly“, vielleicht der Höhepunkt des Abends. „And then again“ möchte man mit Kenny Barron sagen.

Aber das Schlechte ist: Bei solchen Konzerten vergeht die Zeit viel zu schnell. Und trotz zweieinviertel Stunden reiner Spielzeit ist es noch viel zu früh für den Schneesturm nach dem Beifallssturm. „The Art of Three“ – wahre Kunst.