Zwei Tenöre im Birdland? Nein, hier werden keine Arien geschmettert, vielmehr befinden sich hier zwei herausragende europäische Saxofonisten auf dem Bebop-Trip und gleichzeitig auf einer Werbetour für ihr Instrument.
Der Österreicher Herwig Gradischnig ist Mitglied des Vienna Art Orchestra, der Münchener Claus Koch ist regelmäßig mit eigenen Projekten unterwegs. Beiden gemeinsam ist ihr Bestreben, Elemente des swingenden Bebop und des Soul Jazz zu vereinen, wozu sie zusammen mit dem Pianisten Claus Raible, dem Schlagzeuger Xaver Hellmeier und Giorgios Antoniou am Kontrabass die Band „Tenor Council“ ins Leben riefen, die es auf sehr beeindruckende Weise schafft, ohne ein einziges Mikrofon zu verwenden, also allein durch gegenseitige Abstimmung und Rücksichtnahme die durch das Birdland-Gewölbe vorgegebenen hervorragenden Klangmöglichkeiten optimal zu auszunutzen.
Optimal ist auch die Zusammenstellung des Programms. Don Byas‘ „Byas-A-Drink“, Booker Little’s „Rounder Mood“, Stanley Turrentine’s Version von „Rapid Shore“ und Dexter Gordon’s und Wardell Grey’s Koproduktion mit dem Titel „The Chase“ sind geradezu Lehrstücke für die Präsentation eines oder die Interaktion mehrerer Tenorsaxofone. Zudem sind sie echte Klassiker, die Musikgeschichte geschrieben haben, aber eben nicht solche, die man bereits hundertmal in anderem Zusammenhang auf einer Livebühne gehört hätte. Die Songauswahl ist also ideal für Leute, die stilistischen Experimenten eher skeptisch gegenüberstehen und eher einen überschaubaren Raum bevorzugen, innerhalb dieses Rahmens aber dennoch Wert auf spannende Neubearbeitungen, kreative Adaptionen und eigenständig entwickelte Arrangements legen.
All das bieten The Tenor Council auf höchstem Niveau und mit individueller Note. Die Solisten lösen sich nach herkömmlicher Art ab, wobei jeder seinen Beitrag leistet, Gradischnig, Koch und Raible aber im Mittelpunkt stehen. Der Abend entwickelt sich auf eine ungemein lässige und entspannte Art zu einem Konzert, das recht bald quasi wie von selbst laufen zu scheint. Im Grunde scheint sich niemand wirklich anzustrengen zu müssen und trotzdem erzielen alle zusammen das bestmögliche Resultat. Mit ihrer lockeren Coolness schafft die Band eine Atmosphäre, in der sich alle pudelwohl fühlen, genüsslich mitgrooven und einfach nur genießen. Wobei sich als Vorlagen „Hey, Lock!“, das wahnwitzige Duell zwischen Eddie „Lockjaw“ Davis“ und Johnny Griffith, sowie Hank Mobley’s „East Of The Village“ wegen dessen Soul Jazz-Verbundenheit besonders gut für eignen. Vor allem mit diesen beiden Stücke bringt die Band die Luft zum Flirren und den Saal zum Kochen, eine Leistung, die um so höher zu bewerten ist, wenn man bedenkt, dass in Clubs derzeit ja nur 50 Prozent der Plätze belegt sein dürfen.