Tenor Council | 05.02.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Zwei Tenöre im Bird­land? Nein, hier werden keine Arien ge­schmettert, vielmehr befinden sich hier zwei herausragende europäische Saxofo­nisten auf dem Bebop-Trip und gleich­zeitig auf einer Werbetour für ihr Instru­ment.

Der Österreicher Herwig Gradischnig ist Mitglied des Vienna Art Orchestra, der Münchener Claus Koch ist regelmä­ßig mit eigenen Projekten unterwegs. Beiden gemeinsam ist ihr Bestreben, Elemente des swingenden Bebop und des Soul Jazz zu vereinen, wozu sie zu­sammen mit dem Pianisten Claus Raible, dem Schlagzeuger Xaver Hellmeier und Giorgios Antoniou am Kontrabass die Band „Tenor Council“ ins Leben riefen, die es auf sehr beeindruckende Weise schafft, ohne ein einziges Mikrofon zu verwenden, also allein durch gegenseiti­ge Abstimmung und Rücksichtnahme die durch das Birdland-Gewölbe vorgegebe­nen hervorragenden Klangmöglichkeiten optimal zu auszunutzen.

Optimal ist auch die Zusammenstellung des Programms. Don Byas‘ „Byas-A-Drink“, Booker Little’s „Rounder Mood“, Stanley Turrentine’s Version von „Rapid Shore“ und Dexter Gordon’s und Wardell Grey’s Koproduktion mit dem Titel „The Chase“ sind geradezu Lehr­stücke für die Präsentation eines oder die Interaktion mehrerer Tenorsaxofone. Zu­dem sind sie echte Klassiker, die Musik­geschichte geschrieben haben, aber eben nicht solche, die man bereits hundertmal in anderem Zusammenhang auf einer Livebühne gehört hätte. Die Songaus­wahl ist also ideal für Leute, die stilisti­schen Experimenten eher skeptisch ge­genüberstehen und eher einen über­schaubaren Raum bevorzugen, innerhalb dieses Rahmens aber dennoch Wert auf spannende Neubearbeitungen, kreative Adaptionen und eigenständig entwickel­te Arrange­ments legen.

All das bieten The Tenor Council auf höchstem Niveau und mit individueller Note. Die Solisten lösen sich nach her­kömmlicher Art ab, wobei jeder seinen Beitrag leistet, Gradischnig, Koch und Raible aber im Mittelpunkt stehen. Der Abend entwickelt sich auf eine unge­mein lässige und entspannte Art zu ei­nem Konzert, das recht bald quasi wie von selbst laufen zu scheint. Im Grunde scheint sich niemand wirklich anzustren­gen zu müssen und trotzdem erzielen alle zusammen das bestmögliche Resul­tat. Mit ihrer lockeren Coolness schafft die Band eine Atmosphäre, in der sich alle pudelwohl fühlen, genüsslich mit­grooven und einfach nur genießen. Wo­bei sich als Vorlagen „Hey, Lock!“, das wahnwitzige Duell zwischen Eddie „Lockjaw“ Davis“ und Johnny Griffith, sowie Hank Mobley’s „East Of The Vil­lage“ wegen dessen Soul Jazz-Verbun­denheit besonders gut für eignen. Vor al­lem mit diesen beiden Stücke bringt die Band die Luft zum Flirren und den Saal zum Kochen, eine Leistung, die um so höher zu bewerten ist, wenn man be­denkt, dass in Clubs derzeit ja nur 50 Prozent der Plätze belegt sein dürfen.