Einfach nur zwei akustische Instrumente, Bandoneon und Gitarre, Sound, Rhythmus und ein Schuss Melancholie, fertig sind die Zutaten für einen perfekten Tango-Abend, jedenfalls dann, wenn zwei ausgefuchste Spezialisten sich der Musik vom Río de la Plata annehmen. Norbert Gabla und Andreas Blüml lieben den Tango und zelebrierten ihn im Birdland auf unnachahmlich essentielle Weise.
»Wir wissen gar nicht, warum wir hier spielen dürfen, is‘ ja ka Jazz«, meinte Gabla zu Beginn augenzwinkernd. Nun ja, stimmt! Einerseits! Andererseits kommt es im Jazz wie im Tango gleichermaßen wesentlich darauf an wer ihn wie spielt, auf den individuellen Klang, die künstlerische Sprache, die Präsenz, den Atem und die Gestalt, welche die Musik entwickelt, nicht zuletzt darauf, wie authentisch sie erklingt, persönlich auf den Punkt und in den Moment gebracht. Was das angeht konnten Norbert Gabla und Andreas Blüml, vom Jazz-obligatorischen Element der Improvisation mal abgesehen, alles halten, was die illustre Bühne des Neuburger Jazzclubs verspricht.
Norbert Gabla spielt mit seinem Hybridbandoneon eine spezielle Variante des von dem Krefelder Musiklehrer Heinrich Band um 1845 entwickelten – und nach ihm benannten – sowie durch deutsche Emigranten nach Argentinien mitgebrachten Instruments, das als das schlichtweg typische Ausdrucksmittel des Tangos gilt. Gablas Vibrato, seine Behutsamkeit im Formen der Töne, sein Gespür für die Melodien und seine Hingabe an die Musik machten das Konzert allein schon zum Erlebnis, vollendet wurde es durch den Gitarristen Andreas Blüml, auch ein Nürnberger übrigens. Er kultivierte auf Nylonsaiten die gedeckten Farben und die sanften Zwischentöne, ließ dazu immer wieder hell schimmernde Läufe in den Raum perlen. Beide Akteure ergänzten sich in zurückhaltendem Musizieren zu einer wunderbaren Einheit, einem transparent kontrapunktischen Geflecht von faszinierender Schönheit. Beide wissen um die Wirkung der nicht gespielten Noten, der Pausen, der Entschleunigung und legten beredt Zeugnis davon ab, dass der Tango mitnichten nur auf den Einheitsrhythmus des Tanzkurses hört, sondern über eine Vielfalt an rhythmischen Varianten verfügt.
Das zeigte sich nicht nur in aufs Wesentliche reduzierten Arrangements von Astor Piazollas u.a. berühmtem »Libertango« und seiner berückenden Ballade »Oblivion«, sondern auch in den klassischen Tangos z.B. von Carlos Gardel, Anibal Troilo oder Luis Bacalov sowie modernem Tango etwa von Dino Saluzzi. Im dritten Teil schließlich bot das Konzert mit Stücken wie »Kein Hunger«, »Dalida« »Juttls Dreier« und einer »Samba Milonga« auch Stücke von Norbert Gabla selbst, dem Franken, der sich so unsterblich in die Musik aus Buenos Aires verliebt hat, dass sie ihm zum Lebenselixier wurde.