T.S. Monk`s Monk On Monk | 20.05.1999

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Satte volle Bläsersätze, lebendiger Groove und herausragende Solisten prägten einen neuen Höhepunkt im diesjährigen Programm des Birdland Jazzclubs. T.S. Monk´s Small-Bigband verknüpfte Tradition und Moderne in bemerkenswerter Weise.

Was macht ein Musiker, der der Sohn eines vielgepriesenen Genies ist, eines Übervaters der Jazzgeschichte? Er kann weglaufen, sich in den schnellen Ruhm der Pop-Musik zu flüchten versuchen, oder er kann eines Tages den ewigen „Junior“ überwinden in eigener künstlerischer Kraft. Der Schlagzeuger T.S.Monk, Sohn des legendären Pianisten Thelonious Monk, packt den Stier bei den Hörnern: Er sucht sich eine Band allererster Sahne und spielt mit den Jungs zusammen Papas Kompositionen. So etwas kann entweder grandios in die Hose gehen oder aber: es klappt. Sicher, der Junior hat nicht das Genie des Vaters, aber er verwaltet nicht nur das väterliche Erbe in beachtlichem Traditionsbewußtsein, sondern er übersetzt es in klaren modernen Jazz, der sich durchaus hören lassen kann. Monk gelingt eine emanzipierte Eigenständigkeit, die sich ihrer Herkunft bewußt ist, aber gleichzeitig selbstbewußt nach vorn schaut. Das bemerkenswerte dabei ist nicht der vermeintliche Star. T.S.Monk selber spielt phantasievoll und in manchen Passagen durchaus dominant, aber insgesamt eher unspektakulär. Beachtlich ist jedoch vor allem, daß es ihm als Bandleader gelungen ist, herausragende Solisten zu einer gemeinsamen Klarheit und Prägnanz zusammenzuschweißen, wie sie auch in Neuburg nicht alle Tage zu hören ist. Getragen von einer mehr als zuverlässigen Rhythmusgruppe – neben Monk am Schlagzeug Gary Wang am Baß und Ray Gallon am Piano – brilliert eine herausragende Hornsektion. Hohe Virtuosität verbindet sich mit faszinierend perfektem Zusammenspiel. Allein die Tutti dieser vier zu hören hätte den Besuch mehr als gelohnt. Jeder einzelne glänzt darüberhinaus als Solist: Don Sickler´s Trompete mit kühlem Understatement und einer ganz eigenen Logik, Bob Porcelli´s Altsaxophon mit kraftvoller Linienführung immer wieder in den obersten Drehzahlbereichen, Willie Williams Tenorhorn mit expressiver Freiheit und – ja und: Howard Johnson, zuständig für die schwergewichtigeren Blasinstrumente. Tuba und Baritonsaxophon beherrscht er mit gleichwertiger Souveränität und entlockt ihnen Ungeahntes und Unerhörtes. Vor allem die Tuba, sonst leider oft zur Baßtröte beim Humbatäterä herabgewürdigt, schwingt sich bei Johnson auf zu einem Soloinstrument, das eine Leichtigkeit entwickelt, mit der man jeden Elefanten unbesorgt im Porzellanladen tanzen ließe. Alles in allem: man braucht nicht unbedingt ein Genie zu sein, um wirklich gute Musik zu machen – und sind die Zeiten danach, daß Genies in ihnen überleben könnten?