Swiss Jazz Orchestra | 18.05.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Die Schweiz ist durchaus kein Loch im Käse, auch was den Jazz angeht. Im Land der Berge, Banken und lila Kühe tummelt sich eine selbstbewusste feine Jazzszene mit viel Elan, Experimentierfreude und Energie. Flaggschiff der Flotte auf den Alpenseen ist ohne Zweifel das Swiss Jazz Orchestra aus Bern. Beim Jazz im Audiforum zeigte es sich in prachtvoller Form.

Vor drei Jahren von dem Altsaxophonisten George Robert gegründet bildet das Swiss Jazz Orchestra die einzige professionelle Jazzbigband der Schweiz, die regelmäßig wöchentlich auftritt, nicht als Unterhaltungsband, sondern als konzertant spielendes Orchester. Mit der bei Jim McNeely zur Komposition in Auftrag gegebenen Vertonung von Bildern Paul Klees gelang erst jüngst ein höchst ambitioniertes Projekt in herausragender Weise. „Seiltänzer“ ist so eine Komposition, die ein gleichnamiges Bild des Schweizer Klassikers der Moderne in musikalischer Form gleichsam nacherzählt. Das Swiss Jazz Orchestra ist durchwegs mit ausgezeichneten Solisten bestückt, deren jeder ausgiebig Gelegenheit hat sich zu präsentieren, es besticht jedoch vor allem durch ein selten hohes Maß an Homogenität. Dass die Band derart kompakt und stabil über die Rampe kommt, ist sicher nicht zuletzt der Beharrlichkeit des spiritus rector George Robert zu verdanken, seines Zeichens Leiter der Hochschulabteilung der Swiss Jazz School in Bern, der ältesten unabhängigen Jazzschule Europas, heute Teil der Hochschule der Künste in Bern. Und wer mag es nicht, wenn ein exakter Bläsersatz einem exzellenten Solisten den entsprechenden Rückenwind verpasst, während eine differenziert swingende Rhythmcrew einfach einen guten Job macht wie ein präzise tickendes Schweizer Uhrwerk? Dabei verbindet das Swiss Jazz Orchestra in ausgeklügelten Arrangements klassischen und modernen Jazz, Unterhaltungswert und künstlerischen Anspruch, flexible Klangfarbe und homogene Abstimmung in Sound, Dynamik und Drive.

Da hat der Donnerstag im Audiforum den groovig-eleganten Touch von Bob Bergs „Friday Night at the Cadillac Club“, da kommt Horace Silvers „Nutville“ funky, bissig und klar an der Seite von Sammy Nesticos in blauen Samt gehüllter „Lisette“, und die „Polka Dots and Moonbeans“ erfüllen das Rund des museum mobile mit reichlich zartem Schmelz. „Same Time, Same Place“ Das weckt Vorfreude auf den Herbst, wenn es nach der Sommerpause weitergeht mit Jazz im Audiforum.