Swingin‘ Ladies + 2 | 07.03.2020

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Swingmusiker der oberen internationalen Liga sind gut miteinander vernetzt. Man kennt sich aus verschiedenen Projekten wie dem Hotel Ascona Swing Festival oder den legendären River Boat Shuffles und anderen Flusskreuzfahrten, wo mehrere Tage lang in immer neuen Konstellationen zur Unterhaltung der Passagiere musiziert wird. Aus diesem Swing-Syndikat waren letzten Samstag vier Virtuosen aus vier Ländern im Birdland zu Gast: Nicki Parrott (Kontrabass und Gesang, Australien), Stephanie Trick (Piano, USA), deren Ehemann Paolo Alderighi (Piano, Italien) und Engelbert Wrobel (Klarinette und Saxophon, Deutschland), der die Zuschauer mit zahlreichen Anekdoten und Wortwitz in herzhafter Manier durch den Abend führte.

Natürlich standen keine zwei Pianos auf der Bühne, denn das Klavierpärchen teilte sich die 88 Tasten des Bösendorfers so wie es sich in einer guten Ehe gehört. Und los ging es mit dem Temptation Rag von Henry Lodge, bei dem sich Stephanie und Paolo als vierhändiges Ausnahmegespann präsentierten. Immer schön locker und ständig abwechselnd, mal die eine auf den hohen Tönen, mal in der tiefen Etage, dann andersrum, immer im Wechsel und dann wieder ohne den Partner. Die Pianofraktion war in ständiger Bewegung und tauschte ununterbrochen die Plätze, wenn nicht gerade ein Solostück im Stride-Piano-Stil oder ein Duett von Hoagy Carmichael auf dem Programm standen. Eine sehr sportliche Art zu musizieren.

Die andere Lady der Band war die bezaubernde Bassistin Nicki Parrott, die treue Zuschauer schon öfter auf Deutschlands bedeutendster Jazzbühne erleben durften. Ihre unprätentiöse Art zu begleiten macht sie zu einer Ausnahmeerscheinung im Genre, was nicht heißt, dass sie mit originellen Einwürfen sparte. Ganz im Gegenteil waren ihre solistischen Blüten ein kaum wegzudenkender Teil ihrer großartigen Performance. Und wenn das Bassspiel durch ihre glasklare weiche Stimme dezent in den Hintergrund trat und sie als Sängerin glänzte, spätestens dann war es um das Publikum geschehen. Bei „Honeysuckle Rose“, ein im Antonio-Carlos-Jobim-Medley verpacktes „Girl of Ipanema“ oder „On the Sunny Side Of The Street“ waren alle Anwesenden selig.

Und dann war da noch Dauerbrenner Engelbert. Wer ihn kennt, freut sich auf ihn. Nicht nur wegen seinen unterhaltsamen Ansagen, sondern weil der Mann weiß, an welcher Stelle er dem ganzen noch unbemerkt den letzten Anstrich verleihen muss. Und das wissen genaue Beobachter zu schätzen. Sein großes Vorbild ist Benny Goodman. Aber wie er seine spektakulären Soli in einer unbeeindruckten Leichtigkeit vorträgt, steht er seinem Idol in nichts nach. Am Samstag Abend reüssierte der Westfale noch als „Aushilfssänger“ und Bongospieler, was für uns Zuschauer das Tüpfelchen aufs i war.

Ein hervorragendes Konzert mit vielen Höhenpunkten unter denen man die grandiose Interpretation von Fats Waller‘s „Martinique“ besonders hervorheben sollte.

Danke liebe Swingin‘ Ladies and Gentlemen für diesen vergnüglichen Abend, bei dem man ganz entspannt seine Seele baumeln lassen konnte. Die Köpfe und Beine der Zuschauer werden sicher noch einige Tage begeistert nachwippen.