Swingin‘ Ladies + 2 | 02.04.2022

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Der Name dieser Band ist gelinde gesagt ungewöhnlich. „Swingin‘ Ladies + 2“ nennt sich die Vierer-Combo, bestehend aus zwei Damen und zwei Herren. Ein freches Label, das nach starken Frauen mit einer männlichen Ergänzung klingt. Umgekehrt wäre die Benennung in Zeiten des Gender Mainstreaming kaum möglich. „Swingin‘ Boys + 2“, also zwei männliche Jazzer mit einer hübschen Zugabe, dieser Name wäre kein Zugpferd.

Aber auf das Etikett kommt es bei dieser Formation nicht an. Das restlos begeisterte Publikum erklatschte sich eine ganze Serie von Zugaben. So gehört es sich nach einem Konzert, das rasanten Swing vom Feinsten bot, fetzigen Ragtime und unbeschwertes Karibik-Feeling. Musikalisch wie optisch gab es ein einzigartiges Spektakel zu vier, drei oder zwei Händen am Klavier – so viel Feuer, soviel Farbe und so viel Lebenslust wurde dem Bösendorfer-Flügel auf dieser kleinen Jazzbühne lange nicht mehr entlockt.

Stephanie Trick und Paolo Alderighi sind schon einzeln eine Wucht am Klavier. Vom ersten Akkord an packen ihre Musik beim Schopf und ziehen die Zuhörer unmittelbar hinein in einen Sound, der einen – man sehe den Ausdruck nach – ganz schnell besoffen machen kann. Bei diesem Pianisten-Paar schwingt der ganze Körper mit, in einer fast aufreizenden Leichtigkeit.

Dabei greifen die zwei mal über den Partner oder die Partnerin hinaus, mal zwischen die Hände des anderen, sie swingen auf dem Klavierstuhl hin und her, schubsen sich auch mal herunter und kommen dann gleich wieder von der anderen Seite zurück. „Swing that music“, „Blueberry Hill“ und anderer berühmte Titel kommen in einer Frische daher, als habe man sie gerade aus dem Jungbrunnen der Jazzwelt herausgezogen und dürfe sie nun zum ersten Mal hören.

Die Bassistin und Sängerin Nicki Parrott und Engelbert Wrobel (Tenorsaxofon und Klarinette) sind nicht bei allen Nummern dabei, sie freuen sich wie das Publikum zwischendurch darüber, was das furiose Duo auf dem Klavier bietet. Sobald sie selbst eingreifen, sind sie absolut präsent, sie musizieren mit jener Lockerheit, die selbstverständlich wirkt und doch nur das Resultat von langer, konzentrierter Arbeit ist. „Die Leute reden von Genie, ich aber übe jeden Tag acht Stunden“, hat ein Weltklassepianist einmal gesagt. Das trifft es, auch wenn eine Jazzer für die Lust am Improvisieren das strenge Wort „üben“ nicht verwenden würde.

„Blauer Himmel“ von Irving Berlin, „In the shade of an old apple tree“, das sind die Stücke, in denen Parrott und Wrobel glänzen. Das Tenorsaxofon gestaltet die Balladen mit einem weit ausgreifenden Vibrato, die Klarinette greift von den dunklen Tiefen bis in die schwindelerregenden Höhen hinein ins volle Jazzerleben. Und der Bass betört mit flirrenden Tonkaskaden, mit sonorem Edelsound oder auch mit Glissando-Gags über das Griffbrett hinauf und hinunter.

Weniger überzeugend kam ein Beatles-Medley, das sich die Combo gönnte. Die einzelnen Songs traten in ihrem Charakter nicht wirklich klar hervor. Beatle-Songs sind nur scheinbar einfach zu singen und zu spielen, in Wahrheit sind sie ziemlich komplex. In ein Potpourri sollte man sie eher nicht zusammen mixen.