Champian Fulton Trio | 08.04.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Champian Fulton hat vielfältige Talente. Sie ist eine immens ausdrucksstarke Sängerin, eine virtuose Pianistin und eine überaus bemerkenswerte Interpretin von Kompositionen, die sie nicht selbst geschrieben hat. Am 24. Dezember 2021 noch hat sie ein umjubeltes Weihnachtskonzert im legendären New Yorker Birdland in der 44. Straße gegeben, jetzt sitzt sie am Flügel des Birdland Jazzclubs am Karlsplatz 52 in Neuburg.

Lässt sie ihre Finger über die Tasten gleiten, huschen oder fliegen, wird sie bisweilen mit Erroll Garner verglichen, als Sängerin mit der großen Dinah Wahsington, dennoch hat sie in der Welt des Jazz längst ihren eigenen Platz gefunden. Das liegt unter anderem an der Geschmackssicherheit, mit der sie ihr Repertoire zusammenstellt. Da wird nicht nur mal eben kurz im Real Book geblättert, in dem alle wichtigen Klassiker und Standards des Jazz aufgelistet sind, sondern ein Programm entworfen, das in sich stimmig ist und das auch Einblick gibt in die persönliche Befindlichkeit der Interpretin.

Dabei gibt es zwei Schwerpunkte. Der eine ist Charly „Bird“ Parker, den Ms. Fulton schon immer verehrt hat, genauer gesagt seit dem 12. November 1985, als ihr Vater, der Trompeter Stephen Fulton, bei ihrer Geburt vermittels einer Musikkassette mit den besten Stücken Parkers den Kreißsaal beschallen ließ. Das zeige bis heute Wirkung, sagt sie und lacht dabei. Nicht umsonst habe sie vor zwei Jahren erst ein Album mit dem Titel „Birdsong“ veröffentlicht. Daraus gibt es reichlich zu hören an diesem Abend, die „Yardbird Suite“ zum Beispiel als Instrumental, „Just Friends“ oder auch die wunderschöne Ballade „This Is Always“. Die zweite Quelle, aus der sie schöpft, ist die der Lovesongs mit „I’ll See You In My Dreams“ von Isham Jones, Chris Smith’s „I’m Confessin‘ That I Love You“ oder George Gershwin’s „I’ve Got A Crush On You“, bei denen sie ihre ganze Ausdruckskraft entfalten kann. Fröhliches Jauchzen und tiefe empfundene Melancholie liegen hier ganz nahe beieinander. Die Sängerin Champian Fulton schafft es, sich unbeschwert in die Lüfte des Glücks zu erheben, dabei aber nie komplett die Bodenhaftung zu verlieren. Und die Pianistin Champian Fulton liefert mit ihrem Anschlag und ihren Figuren die Grundlagen für beides, die Euhorie und die Erdung, kommentiert mit ihren Soli das, was der Text ausdrückt.

Giorgos Antoniou am Kontrabass und Xaver Hellmeier am Schlagzeug unterstützen sie kongenial, werden aber auch selber solistisch aktiv, sorgen im Trio mit ihrer Chefin für einen Abend mit optimistischem, entspanntem, geradlinig swingendem, nachvollziehbarem Jazz, der die Seele anspricht, der aber eben auch reichlich Tiefgang hat, was man bei Musik aus der Sparte „Mainstream“ ja nicht immer automatisch voraussetzen kann. Ms. Fulton ist an diesem Abend zum ersten mal im Birdland in Neuburg zu Gast und die Atmosphäre vor Ort hat es ihr sichtlich angetan. „Hope I can come back soon!“ ruft sie am Ende nach zwei Zugaben ins Publikum. – Ja, dem herzlichen Applaus nach zu urteilen hoffen das die Anwesenden auch.