Champian Fulton Trio | 08.04.2022

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Oft ist so etwas nicht zu hören. Nicht in Neuburgs Birdland und auch nicht sonst wo. Singende Jazz-Pianistinnen sind eine Rarität. Birdland-Besucher erinnern sich vielleicht zuerst an die männlichen Protagonisten wie Bob Dorough, Paul Kuhn oder Martin Schmitt, aber auch Dena DeRose oder Diana Krall hinterließen als weibliche Vertreterinnen ihre Visitenkarte auf Deutschlands großartigster Jazzbühne. Und jetzt neu dabei: Champian Fulton.

Das musikalische Wirken der 36-jährigen Amerikanerin aus Oklahoma begann als Hintergrundmusikerin in Bars und Restaurants. An Orten wo Gäste ihren Gin Fizz oder ihr Dinner mit cooler Livemusik untermalen ließen und die Töne im Hintergrund dahinplätscherten. Hier reifte die junge Champian im Stillen zu einer markanten Entertainerin heran, bevor sie vor rund 15 Jahren den Sprung auf die Bühnen der Welt wagte. Längst entdeckten auch hochkarätige Kollegen ihr Talent.

Jetzt tourt die charmante junge Dame durch West-Europa, gab hier bereits 18 Konzerte und vergangenen Freitag mit Evergreens wie „Exactly like you“ von Jimmy McHugh, John Klenners „Just friends“ oder Fats Wallers „The Jitterbug Waltz“ ihr Debut in Neuburg. Ihr häufiger Blickkontakt zum Publikum, ihre in oft atemlosen Tonsequenzen erzählende Art zu singen und ihre exquisite Bandbreite von Sprechgesang bis Falsettstimme ließen aufhorchen. Schnell war klar, dass Mrs. Fulton auch eine formidable Pianistin ist, die mal kraftvoll und dann wieder voller Liebreiz ihre Gefühle auf die Tasten übertrug. Die einfühlsame Interpretation von Ray Bryants Blues „I don’t care“ war einer der schönsten Momente des Abends.

Mitten auf der Bühne stand wie ein Fels in der Brandung der in Neuburg bestens bekannte Bassist Giorgos Antoniou, mit dem Champian schon viele Jahre konzertiert. Der Linkshänder sorgte sanft und bestimmt immer für genau den richtigen Ton um sich dezent aber unverrückbar in den Vortrag der Tastenfrau zu integrieren und glänzte mit einigen meisterhaften solistischen Höhepunkten. Und Schlagzeuger Xaver Hellmeier, ein inzwischen gern gehörter, einfallsreicher aufstrebender junger Shootingstar, zeigte sich als makelloser und feinsinniger Rhythmiker von seiner besten Seite.

Es war ein erstklassiger, vergnüglicher und unkomplizierter Abend mit vielen bekannten und auch weniger geläufigen Jazz-Standards. Für die einen war es das Trio-Konzert einer Sängerin die Piano spielt, für andere das Trio-Konzert einer Pianistin die auch singt. Gute Laune und viel Spaß hatten die einen wie die anderen.