swingIN Big Band (Audi Forum Ingolstadt) | 19.09.2019

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Es ist allein schon eine Leistung, eine komplette Big Band aus regionalen Musikern mit nahezu professionellem Niveau auf die Beine zu stellen. Und es ist noch höher einzuschätzen, diese Combo – mit gerade einmal drei Proben – auf den Punkt genau für ein ambitioniertes Programm richtig „heiß“ zu machen. Dieses Kunststück ist Bandleader Oliver Wasilesku, Leiter der Musikschule Neuburg und seit Studienzeiten ein Vollblut-Jazzer, mit seinen Leuten glänzend gelungen.

Die swingIN Big Band ließ im restlos gefüllten Audi-Forum kaum Wünsche beim Publikum offen. Es war ein starker Start mit flottem Swing und fetzigem Rock in die neue Konzertsaison. Die erst vor wenigen Jahren gegründete Band erhebt den Anspruch, die besten Musiker aus der Region um Ingolstadt zu versammeln – und sie löst diesen Anspruch auch ein, von der ersten Trompete bis zur Bass-Posaune, vom Tenorsaxofon bis zum Kontrabass und zum grandios agierenden Schlagzeuger. Und, nicht zuletzt, mit einer blitzsauber intonierenden und emotional überzeugenden Sängerin Angelina Siegert. Allein ihre Interpretation einer berühmten Nummer von Ella Fitzgerald (der Titel bedeutet übersetzt soviel wie „Oh, zu heiß hier“) hätte den Besuch dieses besonderen Konzerts gelohnt.

Die Band stellte diesmal die Arrangeure großer Jazz-Orchester von Count Basie, Duke Ellington oder Benny Goodman bis hin zur Neuinterpretation moderner Rockbands wie Toto in den Focus. Den jeweils unverwechselbaren Sound, für den die Arrangeure und die Bandleader wichtiger sind als der Komponist, zu erfassen und in die eigene Tonsprache der swingIN Big Band zu transformieren – das war die Aufgabe. Wie dies Oliver Wasileku gelang, am Anfang bei den sanften Songs wie etwa „All of me“ von Count Basie mit ein paar deutlichen Impulsen und dann bei den feurigen Nummern im vollkommenen emotionalen Einklang mit den aus sich herausgehenden Musikern, das war rundum eine Freude für das begeisterte Publikum. Und auch für die Musiker selbst ein gerade körperlich spürbares Vergnügen.

Die Trompeten brachten ihre Solo-Stellen genauso überzeugend wie in den wilderen Nummern mit vollem Quartett-Sound, die Posaunen standen ihren Kollegen in nichts nach, das Sax-Quintett spielte sich vor allem im zweiten Teil in eine mitreißende Musizierfreude hinein, die vom famosen Schlagzeuger und der E-Gitarre noch veredelt wurde. Die swingIN-Version des Rocksongs „Africa“ geriet Wasileku und seinen Musikern zu einem frappierenden Kunststück, das ihnen auch eine reine Profiband erst einmal nachmachen müsste. Und in den Posaunen-, Trompeten- und Saxofon-Features konnten die einzelnen Instrumentengruppen zeigen, was in ihnen steckt.

Als Schlaglicht auf die Vielfalt, die eine gute Big Band zu bieten hat, entpuppte sich ein selten gespieltes Feature für Bassposaune unter dem Titel „Saturday night ist the lonliest night of the week“. Was der Solist Jakob Grimm da seinem sonoren Instrument entlockte, war witzig, virtuos, überraschend und im Zusammenspiel mit dem Rest der swingIN Big Bande Unterhaltung der faszinierenden Sorte – ein paar animalisch und fast unanständig klingende Töne eingeschlossen. Diese regionale Big Band wächst, sie entwickelt mit Mut und Können ihren eigenen Stil und dürfte nicht nur eingefleischten Jazz-Fans noch große Freude bereiten.