SwingIN Big Band – Audi Forum Ingolstadt | 12.09.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Nachdem sie nun be­reits zum vierten Male die Saison im Audi Forum eröffnet, womit ihre Auftrit­te dort allmählich zu einem jährlich wie­derkehrenden Ritual werden, könnte man ja anführen, man kenne die SwingIN Big Band nun wirklich gut genug, um auf ei­nes ihrer Konzerte auch mal verzichten zu können. Könnte man natürlich. Nur wäre das in höchstem Maße unklug, denn das Orchester mit Musikern aus In­golstadt und Umgebung ist jedes Jahr er­neut für Überraschungen gut.

Das weiß wohl auch ihre treue Gefolg­schaft, die wieder einmal für ein ausver­kauftes Haus sorgt und damit nicht nur das Können der Akteure des diesmal bis zu 20 Musiker und Musikerinnen umfas­senden Klangkörpers honoriert, sondern auch deren Sound und das immense En­gagement, das notwendig ist, will man ein dermaßen großes Ensemble am Lau­fen halten. Oliver Wasilesku leitet vom Pia­no aus die Band, Posaunist Erhard Ri­gol zeichnet für die Setlist verantwort­lich, Mirelle Hanke stellt ihr Können als Gast­sängerin zur Verfügung und Eduard Is­raelov fungiert als Zuarbeiter von Au­ßen und schreibt kurzerhand auch mal selber der Band ein Arrangement auf den Leib, wenn gerade keines greifbar ist. Und die Musiker, wie immer in höchs­tem Maße konzentriert aber doch locker genug, um die Band gehörig zum Swin­gen zu brin­gen, spielen das, was Gigan­ten wie Duke Ellington oder Benny Goodman kompo­niert und Stan Kenton, Neal Hefti oder Count Basie arrangiert haben, auf den Punkt.

Stücke aus der klassischen Goldenen Ära des Swing sind das eine, das speziel­le Repertoire einer modernen Big Band wie der auf der Bühne des Audi Forums an diesem Abend ist das andere. In deren Repertoire finden sich mit Thelonious Monk’s „Well You Needn’t“, John Col­trane’s „Moments Notice“, Joe Zawinul’s „Mercy Mercy Mercy“ oder John Sco­field’s „I’ll Take Les“ nach einem Ar­rangement von Michael Kamuf, auch im­mer wieder Stücke, die man nicht unbed­ingt von einer Big Band erwarten würde, was nicht nur stilistische Offen­heit ver­rät, sondern auch eine gehörige Portion Mut, denn die Akkordverbindungen und die har­monische Struktur sind oft über­aus anspruchsvoll. Ja, sogar Randy New­man’s „You’ve Got A Friend in Me“ und Aretha Franklin’s „Natural Woman“ ma­chen sich im Sound der SwingIN Big Band ausnehmend gut und so bleibt der Zugaben-Schlenker hin zu Lady Gaga der einzige und deshalb zu vernachlässi­gende Fehlgriff in der Songauswahl.

Bleiben folgende Fragen: Was fällt den federführenden Leuten hinter der Band als nächstes ein? Und: Was darf man im nächsten Jahr erwarten? Wieder so ein vielfältiges Programm wie in diesem Jahr? Oder die Konzentration auf ein be­stimmtes Thema? Mal ein Konzert aus­schließlich mit Filmmusik-Klassikern? Oder eines als Würdigung eines ganz spe­ziellen Arran­geurs? – Wie auch im­mer: Die Band hat mittlerweile ein Level er­reicht und zeigt sich dermaßen souve­rän im Um­gang mit den Vorgaben, dass man ihr fast alles zutraut. Die Saisoner­öffnung 2024 war jedenfalls spannend, und es wird, wie die Zeichen ste­hen, 2025 vermutlich nicht an­ders werden. h