SwingIN Big Band – Audi Forum Ingolstadt | 15.09.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Fast auf den Tag exakt vor drei Jahren eröffnete die SwingIN Big Band die damalige Konzertsaison im Audi Forum. Jetzt tut sie genau dies wie­der. Dazwischen liegen einige personelle Veränderungen, die Ausarbeitung eines neuen Programms und vor allem Corona, und damit verbunden eine Zwangspause, die zuerst unver­meidlich war, dann von der Politik ohne wirkliche Not verlängert wurde und in der Folge davon vielen Bands und Künstlern den Hals brach.

„Diese Band ist es wahrlich wert, dass man sie im Auge behält“, schrieb nach dem Konzert damals unsere Zeitung, ein Vorhaben, das sich aber als doch recht schwierig entpuppte, denn schließlich wurden in der Folgezeit ja alle Bühnen geschlossen. Diese Zeiten sind hoffent­lich für immer vorbei. Das Audi Forum ist denn auch bis auf den letzten Platz ausverkauft, Oliver Wasilesku ruft als musikalischer Leiter des 18-köpfigen Orchesters seine Mannschaft auf die Bühne und los geht’s. Ja, sie tun wahr­lich gut, diese Stücke, die einst die be­rühmten Bands von Count Basie und Duke Ellington weltweit bekannt ge­macht haben, die Arrangements von Neal Hefti und Frank Foster, die später entstandenen Songs von John Coltrane, Thad Jones und Nat Adderly sowie Ella Fitzgerald’s „Cheek To Cheek“, das die neue Sängerin Mireille Hanke ebenso souverän meistert wie deren „Too Darn Hot“.

An der Art, eine Ballade vorzutragen, erkennt man, ob eine Big Band wirklich was auf dem Kasten hat. Wenn also Ste­ven Sontheim’s „Send In The Clowns“ und der Klassiker „Over The Rainbow“ mit zu den stärksten Stücken des Abends überhaupt gehören, dann spricht das durchaus Bände. Der Flirt mit allzu jazz­fremden Genres von vor drei Jahren findet diesmal ganz bewusst nicht statt, was aber nicht heißt, dass sie Band nicht den Blick über den Tellerrand wagen würde. Diesmal geht es um Calimero und Astor Piazolla, um einen Cantautore und den Erfinder des Tango Nuevo. „Az­zurro“ und „Libertango“ wurden für den Jazz umarrangiert, so dass trotz dieser Ausflüge in andere Spielarten das Ge­samtkonzept des Abends überaus rund und in sich geschlossen wirkt.

Genau eingepasste Soli, Mireille Hanke als überzeugende Sängerin, Oliver Wasi­lesku als umsichtiger Chef auf der Büh­ne, höchste Konzentration bei allen Be­teiligten, absolute Präzision in der Aus­führung und ein exzellenter Saalsound hinterlassen schon mal einen sehr guten Eindruck. Am Beifall des Publikums aber merkt man sehr schnell, dass da noch mehr ist an diesem Abend. Die Dy­namik ist das Entscheidende. Ob mit ent­spannter Coolness wie etwa bei Elling­ton’s „In A Mellow Tone“ oder bei den heftigen Hornstößen in Les Brown’s „Leap Frog“ – immer wieder stellt sich heraus, dass man den swingenden Groo­ve nicht nur hören, sondern auch spüren muss. Wenn die Sache beim Zuhörer nicht nur über den Kopf, sondern auch über den Bauch funktioniert, dann ist eine Band wirklich gut. Der alte Elling­ton-Spruch „It don’t mean a thing if it ain’t got that swing“ ist immer noch gül­tig. Und der von vor drei Jah­ren auch: „Diese Band ist es wahrlich wert, dass man sie im Auge behält.“ Bis zu einem erneuten Gastspiel im Audi Fo­rum muss ja nicht unbedingt wieder so viel Zeit vergehen.