Susi Hyldgaard Trio feat. Roy Nathanson & Bill Ware | 21.04.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Was hat diese Frau nur, das so in den Bann zieht? Die Stimme ist warm, weich und freundlich, wirkt dem oberflächlichen ersten Hinhören jedoch kaum ausgebildet, kommt mit der Alltagsnatürlichkeit einer singenden Hausfrau auf den Punkt. „Hot music for housewives“ lautet denn auch der Spruch, den sie auf die an der Kasse ausliegenden Buttons hat drucken lassen. Susi Hyldgaard faszinierte das Publikum im Birdland Jazzclub mit Songs aus den Grenzbereichen des Glücks, verstörend, betörend, schön!

„Ring ding dong, it’s just a simple song“, schön wär’s, denn das dicke Ende kommt nach: „What doesn’t kill you makes you very strong.“ Vielleicht ist das das Geheimnis von Susi Hyldgaard: Sie singt mit entwaffnend natürlicher Offenheit gegen die Unbilden des Alltags an, die kleinen Unfreiheiten und Unsicherheiten des Lebens, die Begrenzungen möglicher Erfüllung, beschwört die „Borderline happiness“ und die Sehnsucht nach dem kleinen bisschen mehr, das uns fehlt: „Little is more“. Lautmalerische Geschichten erzählen die Lieder, die in der besten Tradition des Kunstlieds stehen, schonungslos offen, unmittelbar nachzuvollziehen und gerade in ihrer nichts verschweigenden Authentizität so lebensbejahend und poetisch, zuweilen fast idyllisch anrührend. „Awake she is“ ist so eine kleine Geschichte, und man sieht die gerade dreijährige jüngste Tochter förmlich vor sich, der das Lied gewidmet ist.

Susi Hyldgaard, deren jüngste CD ihre Songs gar in das üppige Gewand der NDR-Bigband hüllt, hat eine ausgezeichnete Band in den Birdland Jazzclub mitgebracht. Roy Nathanson am Alt- und Sopransaxophon und Bill Ware am Vibraphon, die gemeinsam für die Bigband Arrangements verantwortlich zeichnen, erweisen sich auch im Kontext der kleineren Formation als überaus geschickte Arrangeure, welche die Spannung der Songs auskosten, verstärken, untermalen. Sehr viel Raum, Weite, Offenheit kennzeichnet die Stücke, die Zeit wird zerdehnt in der Entdeckung der Langsamkeit: „Simple Living“. Epen von großer dramatischer Breite entfalten sich da, versetzt mit packenden Soli und hinreißenden Klangmalereien, unterlegt mit differenzierten Rhythmen von Jannik Jensen am E-Bass und Benita Haastrup am Schlagzeug.

Was die Stimme angeht: Immer mehr erschließt sich ihre Wandlungsfähigkeit, die so natürlich in die Songs eingebettet ist, dass sie erst nach und nach auffällt. Irgendwo zwischen Avantgarde, Jazz, Songwriting und dem ganz normalen Wahnsinn eine bestrickende Stimme: Musik einer starken Frau!