Susi Hyldgaard Trio feat. Roy Nathanson & Bill Ware | 21.04.2009

Donaukurier | Clara Fiedler
 

Schillernd und farbenreich wie ein Regenbogen ist sie, die Stimme von Susi Hyldgaard. Unter dem Motto „Hot Music for Housewives” gastierte sie mit ihrem Trio am vergangenen Samstag im Neuburger Birdland, im Gepäck die beiden Ex-Jazz-Passengers Roy Nathanson und Bill Ware. Eine starke Truppe, dieses Quintett: Nathansons Altsaxophon holt die Töne aus unergründlichen Tiefen und bringt sie in gleichermaßen brillanter und berührender Weise an die Oberfläche. Benita Haastrup, der blonde Wirbelwind am Schlagzeug, begleitet sensibel, prägnant und transparent und verliert nie ihr strahlendes Lächeln, das mindestens so mitreißt wie ihre Musik.

In „Little is More“ begleitet Hyldgaard sich selbst am Piano, Bill Ware begeistert durch einen gehaltvollen, schönen Anschlag und nahezu unbegrenzte Kreativität, was das Spielen mit einer Melodie angeht. Er chromatisiert sie, setzt sich über den Takt als solchen hinweg, verwandelt den harmonischen Grund, zieht dem Hörer den Boden unter den Füßen weg und verliert doch nie die Wärme im Ton und in der Phrasierung, so virtuos letztere auch sein mag.

Der obligatorische Mitsing-Song lässt auch nicht lange auf sich warten: Hyldgaard bringt ihrem enthusiastischen Publikum eine kleine Melodie bei, die fast niedlich wirkt, ein „Lied, das dich glücklich machen soll“. Aber das Stück hieße nicht „Borderline Happiness“, wenn es so klein und niedlich bliebe: Ware, Nathanson, und nicht zuletzt Jannik Jensen am Bass hinterlegen es mit grotesken Harmonien, Hyldgaards Stimme, die in jeder Lage und Farbe ihren variablen und starken Charakter behält, bekommt einen fast vorwurfsvollen Unterton („Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker“) und ein bewunderndes Raunen geht durch die Zuhörer, als Roy Nathanson mit Alt- und Sopransaxophon gleichzeitig ein zweistimmiges Motiv spielt.

„It’s Love We Need“ ist – wie seine Aussage – ein Stück von tiefschürfender Einfachheit, von dem man sich wünscht, es möge nie wieder aufhören. Es endet im Gefühls- und Beifallsturm. Dazwischen führt die Dänin charmant und humorvoll durch ihr Programm, erklärt ihre Songtitel und erzählt dann noch beiläufig, dass sie immer einen ganzen Tag zum Geschirrwaschen braucht.

Kurz vor Ende des Sets wird dann noch einmal richtig Gas gegeben. Vor allem die beiden Solisten sorgen in „Nothing but an Angel“ zum wiederholten Mal für andächtige Ekstase. Wares halsbrecherische, kunstvoll strukturierte, kaskadenartige Soli wechseln mit Nathansons Alt, das die Flügel ausbreitet und dazu verführt, sich in jeden Ton hineinfallen zu lassen.

Bei ihrer Zugabe „I Fall for You“ greift die anscheinend unerschöpfliche Namensgeberin der Band zum Akkordeon und beginnt im Zwiegespräch mit dem Saxophon wieder auf diese unvergleichliche Art von Verliebtheit zu erzählen. Und wer sich an diesem Abend nicht genauso stürmisch verliebt hat, dem ist nicht mehr zu helfen.