Es herrschte diesmal nicht die drangvolle Enge wie zuletzt bei etlichen Konzerten im Rahmen des 8. Birdland Radio Jazz Festivals. Die Musiker des Susan Weinert Rainbow Trio aus dem saarländischen Neunkirchen zählen auch (noch) nicht zu den international bekannten Größen der Szene. Die Zuhörer im Neuburger Jazzkeller aber bekamen einen bemerkenswerten Musikgenuss geschenkt: intensiv, oft leise, geprägt von poetischer Schönheit und mit rhythmischen wie melodischen Feinheiten.
Rainbow Trio nennt sich die Formation aus Susan Weinert (Akustik-Gitarre), Martin Weinert (Bass) und dem Pianisten Sebastian Voltz, die so noch nicht sehr lange zusammen spielt. Und das mit dem Regenbogen ist nicht nur ein Gag, weil „Rainbow“ irgendwie verheißungsvoll klingt. Dieses Trio nimmt die Herausforderung des selbstgewählten Namens ernst. Die Eigenkompositionen – meist von Susan Weinert, aber auch von ihrem Ehemann Martin und aus der Feder des Klavierkünstlers Sebastian Voltz – überraschen immer wieder durch die Vielfalt der (Klang-)farben, mit scheinbar einfachen, aber in Wahrheit raffinierten Harmonien und mit beachtlichem Mut zu romantisch angehauchten Melodiebögen. Wer will, kann Anklänge an Chick Corea und sogar an Franz Schubert erkennen.
Mit der Einordnung in die Kategorien Mainstream und World ist dieses Trio im Grundsatz richtig, aber auch etwas unzureichend beschrieben. Sebastian Voltz und das Ehepaar Weinert schwimmen nicht im breiten Hauptstrom des Jazz-Universums mit, sie suchen die kleinen,
versteckten Wege abseits des Mainstream, sozusagen die quicklebendigen Bäche der Kreativität. Schon die Titel ihrer Stücke, zum Beispiel „Kerzenschein“, „Frühmorgens Nr. 2“, „Die Kraniche“, „Provence“ oder „Licht“, sind gelinde gesagt unkonventionell.
Diese Musik ist eine eigene Welt, sie zieht einen hinein in besonders intensives Zuhören. Das Publikum applaudiert selten zwischendurch nach Solo-Passagen, vielleicht weil es diese kammermusikalisch dichte Trio-Kunst nicht vorzeitig „stören“ möchte. Am Ende der Stücke aber braust der Applaus umso stärker auf.
„Die Kraniche“ etwa lassen den Zuhörer fast körperlich die Losgelöstheit dieser majestätischen Vögel von jeder Erdenschwere spüren, mit vielen Anklängen von Fernweh und Vergänglichkeit.
„Kerzenschein“ wird zu einem leisen, im Grundton leicht elegischen Stück mit starkem Sentiment, aber eben nicht mit sentimentalen Verirrungen. Bei Kompositionen wie „Licht“ zeigt das Rainbow Trio, was man aus wenigen Tönen machen kann, wie sich die Kunst der Improvisation aus der Stimmung des Augenblicks heraus entfaltet.
Martin Weinert transformiert seinen Kontrabass manchmal vom Zupfinstrument zu einer warmen Gesangsstimme (im „Tanz der Schmetterlinge“ fast zu einer brillanten Koloratur-Arie). Susan Weinert lässt wiederum im Stück „Licht“ immer mal musikalische Spots aufblitzen und taucht gleich darauf die Szene in einen angenehmen, freundlichen Schein. Auf dem Piano überzeugt Sebastian Voltz mit klug gesetzten, seltenen Ausbrüchen ebenso wie mit einem samtenen Bösendorfer-Klang, der alle Harmonien auskostet und sich die Zeit zur Entfaltung gibt. Alle drei widerstehen der Versuchung, einmal zu viel zu brillieren. Mit diesem Rainbow Trio kann etwas Großes heranwachsen.