Super Trio und Gustl Mayer | 09.09.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es gilt im Jazz fast noch mehr als sonst im Leben: Nichts geht über’s unmittelbare Dabeisein, live und in voller Länge. Besonders spürbar wird das jedes Jahr, wenn der Birdland Jazzclub nach der Sommerpause wieder seine Pforten öffnet; heuer mit dem Super Trio und Gustl Mayer, einer Formation, die mit Eleganz und Drive durchs Great American Songbook tänzelt. Ganz der richtige Einstieg: Parole? Keep swinging.

Elegant, geschmeidig und mit sonorem Ton bläst Gustl Mayer in sein Horn wie eh und je. Der 70jährige Swinger, Urgestein der deutschen Jazzszene auf der Schwelle zwischen Tradition und Moderne, bläst sein Tenorsaxophon mit warmem Timbre und bluesigem Feeling, kann honky powern und seidenweich singen. Standards wie „Do Nothing Till Yo Hear From Me“, „I’m Beginning To See The Light“, „Exactly Like You“ erinnern an die gute alte Zeit, auch wenn natürlich stimmt, was Duke Ellington seinerzeit konstatierte: „Things ain’t what They Used To Be“. Sei’s drum!

Klar, das Alles ist nicht die Neuerfindung des Jazz-Rades, wirkt auch nicht besonders abenteuerlich, so soigniert und gentlemanlike, wie’s daher kommt, aber das muss es ja auch gar nicht, solange nur zutrifft, was George Gershwin in den besten Jahren des Swing musikalisch formulierte: „I Got Rhythm“. Charly Antolini, mit auch schon schlappen 69 Lenzen der zweite Senior im Team, lässt sich da nicht lange bitten, urgewittert über sein Drumset wie ein swingender Tornado, bei aller ungestümen Jazzpower kein Kraftmeier, sondern ein stilvoller Swingdrummer von echtem Schrot und Korn, mit allen Wassern gewaschen, in allen Tricks versiert, technisch auf höchst denkbarem Niveau und voller Esprit: „Running Wild“, ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen.

Dirk Raufeisen entlockt dem Bösendorfer flüssig perlende Läufe, Götz Ommert vertritt den erkrankten Günter Lenz am Bass mit banddienlichem Spiel und kernigem Groove. Das Super Trio ist in Superlaune, die Interaktion untereinander und mit dem Publikum klappt wunderbar. Spaß und Spiel, Blues und Boogie, Swing in lockerer Atmosphäre; irgendwann im Laufe des Abends wippen alle mit den Füßen, nicken mit den Köpfen, ist der Jazz nicht nur zu hören, sondern mit jeder Pore zu spüren, allerspätestens dann, wenn der A-Train unter vollem Dampf quer durch den Jazzkeller braust.