Munich Swing Orchestra, feat. Hugo Strasser | 14.09.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

So langsam wird das Munich Swing Orchestra zu einer Art Hausband des Audi Forum Ingolstadt, mit wachsendem Erfolg, quantitativ und qualitativ. Komplett ausverkauft und auf hohem Niveau präsentierte das Konzert der sympathischen Big Band mit Hugo Strasser diesmal einen besonders populären Solisten.

Sie schwingen sich förmlich auf die alten Schlachtrösser des Standardrepertoires, die meist schon etwas reiferen Herren des MSO, wählen Glenn Millers alte Nummer „Pennsylvania 6-5000“, verbringen mit Dizzy Gillespie eine turbulent exotische „Night in Tunesia“, laden in weich gezeichneten Klangfarben mit Errol Garners „Misty“ und einem quechsilbrig perlenden Pianointro zur Flugzeugballade ein und erinnern mit charmanter Eleganz an die Tage, als der Jazz noch die angesagte Popmusik war.

„Perdido“ von Juan Tizol ist auch so ein Titel, der sich schwungvoll in die Kurve legt und die Illusion von einem Ballsaal in den guten alten Zeiten beim „One o’Clock Jump“. Mit dem Altsaxophonisten Charly Hahn steht dem Orchester ein versierter Solist und Leader vor, dem die Band „in a mellow tone“ immer mehr kompakten Sound, sauberes Timing und differenzierte Klangvielfalt verdankt.

Star des Abends ist freilich Hugo Strasser, einer der erfolgreichsten Künstler, die je in Deutschland Töne in Vinyl pressten, zu seiner Zeit die tonangebende Inspiration fürs mitteleuropäische Tanzbein und taktgebende Institution sämtlicher Abschlussbälle zwischen Nordsee und Zugspitzmassiv.

Auf seine alten Tage frönt der 84jährige Klarinettist, der schon im zarten Alter von sieben Jahren in der Kinderstunde des Bayerischen Rundfunks sein erstes Mundharmonikasolo blies, seiner großen musikalischen Liebe, der er über die Jahre hinweg eigentlich immer treu geblieben ist, dem Swing eben, dessen kleine Schwester, die Tanzmusik einst blühte, bevor das Saturday Night Fever ihren Charme überlärmte und ihren Stil erstickte.

Strassers Ton ist rund und leicht, wie Honig tropft es aus der Klarinette bei „Honeysuckle Rose“. Es ist unverkennbar Strasser, ein Solist, der durch alle Alltäglichkeit hindurch immer eine echte Musikerpersönlichkeit war und diese heute auch jenseits aller wirtschaftswunderlichen Zwänge der Existenzsicherung ohne Handbremse lebt, ein Künstler, dem die Muse mit leichtem Wimpernschlag auf der Schulter sitzt. Alle Achtung!

Bildunterschrift: Freuen sich nach wie vor über den Beifall des Publikums: Die beiden Swing-Oldies Hugo Strasser und Charly Hahn im Ingolstädter Audi Forum.