Straight Ahead Quartet | 03.06.2022

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Müssen die Akteure Im Birdland Jazzkeller immer aus New Orleans und New York, aus Prag oder Paris, aus Wien oder Warschau kommen, damit das international beachtete Niveau dieser Neuburger Institution garantiert bleibt? Nein, müssen sie nicht. Auch ein Quartett aus Sinning, Eichstätt und Ingolstadt bürgt für mehr als beachtliche Qualität.

Oliver Wasilesku (Piano), Ulrich Schiekofer (Bass), Christof Zoelch (Saxofon) und Tom Diewock (Schlagzeug) bieten – wenn man so will – regionalen Jazz, der sich weit über die Region hinaus hören und sehen lassen kann. Da haben sich zuerst drei und später vier Musiker gefunden, die zur Formation Straight Ahead Quartet zusammengewachsen sind.

Sie interpretieren mit Frische, Eleganz und Leidenschaft große Standards des Jazz und überzeugen auch mit mutigen Eigen-Arrangements. Nehmen wir drei Stücke als Beispiel dafür, was diese Jazz-Combo drauf hat. Da wäre die Adaption des sehr bekannten und vielleicht zu oft mit mäßiger Qualität gehörten Schubert-Liedes „Leise flehen meine Lieder …“. Ein Paradestück romantischer Sehnsucht, das ein wenig an der Grenze zum Schmachtfetzen entlang wandelt.

Das Quartett um Oliver Wasilesku macht daraus mit dem verfremdenden Kunstgriff eines Fünf-Viertel-Taktes und den Klangfarben von Saxofon und Kontrabass ein spannendes Stück, befreit von Gedanken- und Gefühlsschwere und geprägt von harmonischer Raffinesse. Man hört mit Staunen und Genuss, was aus dem guten alten Franz Schubert werden kann.

Ein zweites Exempel ist eine Art rasanter Square Dance für Klavier und Bass unter dem Titel „Manhattan hoedown“. Da haben sich Oliver Wasilesku und vor allem Ulrich Schiekofer eine echte Herausforderung gesucht. Sie stürzen sich in einen wilden Unisono-Ritt über ein paar tausend Noten, gespickt mit kleinen rhythmischen Fallstricken etwa durch urplötzliche Pausen, die sofort wieder in die flotte Jagd übergehen. Nicht alles im Bass war da perfekt, aber die packende Gesamtwirkung lässt über solche Kleinigkeiten hinwegsehen.

Und, weil auch hier aller guten Dinge drei sein sollen, die Nummer „On the sunny side of street“. Die vier Jazzer spielen den Drive und die Lebenslust dieses Titels mit einer konzentrierten Leichtigkeit aus, der Schlagzeuger – den ganzen Abend über ein feiner Begleiter, der auch im Solo nicht mit Lautstärke auftrumpfen muss – und der Saxofonist spielen sich die Motive zu, der Kontrabass genießt den Sound der Tiefe und der spiritus rector am Piano lässt die frohen Harmonien über das Gesamtkunstwerk leuchten. Davon kann man sehr gerne sehr bald noch mehr hören.