Steve Kuhn Trio | 09.05.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein tragfähiger, kerniger Bass, ein souverän swingendes Schlagzeug und ein mit allen Wassern der Jazzgeschichte gewaschenes Piano: Den perfekten Trioabend gab’s mit Buster Williams, Billy Drummond und Steve Kuhn im Neuburger Birdland. Drei absolute Meister ihres Fachs mit offenen Ohren für die Songs und füreinander, in idealer Balance von Präsenz und Zurückhaltung.

Prägnante Akzente und flüssiger Groove, Bindung und Freiheit halten die Musik des Trios immer auf der Nahtstelle zwischen Tradition und Moderne in lässiger Unabhängigkeit von zeitgeisteigen Moden. Die gibt es auch im Jazz, und nicht alle sind frei davon. Kuhn, Williams und Drummond, diese wahrhaftigen Brüder in Groove und Spirit, haben freilich schon so viel Wasser den Hudson River herunterfließen sehen, dass sie vermeintlicher Hipness nicht bedürfen. Sie spielen einfach die Musik, die ihnen wichtig ist, die sie brauchen und genießen wie frische Luft zum Atmen, nicht ohne kritische Distanz und Reflexion, stets jedoch authentisch, wahrhaftig, echt!

Ein gut Teil Impressionismus, ein Schuss Romantik, Inspiration durch Maurice Ravel, Bill Evans, John Coltrane und Antonio Carlos Jobim durchströmen das Klavierspiel des 77jährigen Steve Kuhn, der 1959 an der Seite von Kenny Dorham zum ersten Mal den frisch-herben Duft des Hardbop schnupperte.

„Remembering Tomorrow“ heißt nicht von ungefähr einer seiner CDs, die er beim Münchener Edel-Label ECM veröffentlich hat. Selten gab es ein derart stimmiges Pianotrio-Konzert im Birdland: Sensitive, empfindsame Musik von wunderbarer Schwerelosigkeit! Wie Buster Williams die Töne formt und pflegt, mal in kernigem Groove, mal in singendem Sustain, Billy Drummond dem swing Flügel verleiht auf Drums und Becken und Steve Kuhn den Flügel förmlich schweben lässt auf den „Oceans in the Sky“, das hat große Klasse.