Bei einem Heimspiel lässt sich schon mal etwas entspannter an die Sache herangehen. Und ein Heimspiel ist es für Charly Böck und die Mitstreiter seines Latin Projects allemal, sind doch die Musiker alle in der Region beheimatet. Unverzüglich startet die Combo im gut besetzten Birdland Club denn auch von null auf hundert zu einem High Engergy Salsa-Konzert, bei dem nur bei ein, zwei langsameren Stücken und einer Ballade etwas Zeit zum Verschnaufen bleibt.
Die mächtige Rhythmussektion mit Charly Böck an den percussions, Tom Diewock an den drums
und Manolo Diaz am E-Bass geben Rhythmus und Tempo vor, teilweise noch verstärkt durch
merengue-artigen Akkordabfolgen von Matthias Preißinger am Piano. Den melodieführenden Gegenpart bilden Christoph Hörmann (Tenor- u. Sopransaxophon) und Harald Kuhn (Trompete und Flügelhorn), die mit ihren harmonischen Bläsersätzen das Bandgefüge optimal vervollständigen.
Rasante afrokubanische Rhythmen wie bei Cannonball Adderleys Jive Samba oder bei Charly Böcks programmatischen, mit einem fulminanten Conga-Solo garnierten Viva La Conga prägen diesen Konzertabend. Auch Jazzklassiker wie Soy Califa oder Caravan werden meist dahingehend umarrangiert und bekommen so eine eigene Note. Nur bei Jimmy Van Heusens Darn That Dream, der einzigen Ballade dieses Abends, wird es etwas ruhiger. Hier können sich besonders die Bläser noch einmal in Szene setzten und beweisen, dass sie auch die feineren Töne beherrschen.
Eines der interessantesten Stücke an diesem Abend ist das locker swingende Stone Flower, von
Antonio Carlos Jobim. Hierin werden am Anfang und Ende durch die mit Rasseln und singender Trommel erzeugten Töne Urwaldgeräusche imitiert. Die Themamelodie wird von Flügelhorn und
Sopransaxophon teilweise in gemeinsamer Einstimmigkeit rezitiert, was dem Stück einen besonderen, klanglichen Reiz verleiht.
Nach zehnjährigem Bestehen ist Charly Böcks Latin Project frischer denn je und kann optimistisch die nächste Dekade anpacken.