Steve Klink Trio | 22.11.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Zuweilen ist bereits am Aufbau der Instrumente erkennbar, wohin die Reise geht. Und wenn der Flügel im Birdland Jazz Club so gestellt ist, dass der Pianist eher mit dem Rücken zum Publikum sitzt, dann heißt das in aller Regel: Lyrizismen, leise Töne, pastellfarbene Musik. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Jedes Ding hat zwei Seiten.

Das Steve Klink Trio nimmt sich erstens eines jazzmäßig recht außergewöhnlichen Repertoires an. Es setzt dabei zweitens auf solch unterschiedliche Gewährsleute wie Randy Newman und Joni Mitchell. Das lässt allemal Spannendes erwarten, Both Sides Now: Dur-verliebt und lyrisch mit offenem Lächeln in der einen, bluesbetont und vertrackt, verschmitzt in der anderen Kammer des Jazzerherzens.

Randy Newman, der weltverbesserliche Zyniker, Joni Mitchell, die Folk-Pop Ikone mit dem bis heute anhaltenden Kultstatus, sowie eine das ganze Konzert über spürbare tief empfundene Gospel-Inspiration tragen die musikalische Welt des – und das in erstaunlich folgerichtiger Authentizität – lupenreinen Jazzpianisten Steve Klink. Nicht dass er sich nur im Singer-Songwriter Genre bediente, auch eigenes Material hat er mitgebracht in den Birdland Jazzclub, malt mit den Tasten des Bösendorfers mal zarte, mal hoch sich türmende Wolken an den Himmel des mittleren Westens der USA. Bemerkenswert an diesem 113. Konzert in der Reihe Art of Piano ist vor allem: Es lässt sich keiner der gängigen Schulen zuordnen, entzieht sich der Klassifikation ohne dabei angestrengte Originalität zu bemühen.

Was Steve Klink und seine in dezenter Brillanz kommunizierenden Mitstreiter Marcus Rieck am Schlagzeug und Volker Heinze am Bass auf die Bühne bringen, hat zugleich einen hohen inneren Wiedererkennungswert. Das Konzert lässt den langen Weg mit- und wiedererleben, der von den Folkies der 60er und ihrer Aufbruchsstimmung zu einem befreit lockeren Jazz in den Tagen Barack Obamas führt. Der wunderbar optimistische Abend dürfte niemanden kalt gelassen haben, der auch nur irgendwie ein Herz hat für die bessere Hälfte Amerikas.

Zum Vormerken: Der Bayerische Rundfunk überträgt den Konzertmitschnitt aus dem Birdland Jazzclub im Rahmen seiner Reihe „Jazz auf Reisen“ am 20.2.2009 um 23.05 Uhr in der Jazztime auf Bayern 4 Klassik