Rue De Paris | 21.11.2008

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Am Freitag gastierte der Gitarrist Rue Protzer mit seinem Quartet „Rue De Paris“ im Birdland Jazz Club und bot den Besuchern ein großartiges Konzert mit enormen Tiefgang.

Mit seinem ruhig gelassenen und dennoch emotionalen und intensiven Gitarrenspiel setzt Protzer bewusst einen Gegenpol zur immer hektischer und schnellebiger gewordenen „realen“ Medien- und Kommunikationsgesellschaft. Bei ihm kann man noch verweilen und die Seele baumeln lassen; und das auf höchstem Niveau.

Begleitet wird der Bandleader zum einen von Thomas Rückert, der bereits im Januar mit seinem eigenen Trio im Club aufhorchen ließ. Rückert steht mit seinem seelenverwandten Pianospiel ständig im Dialog mit Protzers Gitarre und trägt auch mit seinen äußerst einfallsreichen Soloparts einen wesentlichen Anteil am Gesamtklangbild bei. Das Quartet wird vervollständigt durch den sehr melodiös und feinfühlig gespielten Bass von Martin Gjakonovski und das fein strukturierte Schlagzeugspiel von Dennis Frehse.

Ein Großteil der Stücke sind Eigenkompositionen von Protzer. Titel wie „Trois“, „Cote d’Azur“ „Quiet Emotion“ oder „New York Slow“ lassen erkennen, welches Tempo hier vorherrscht. Und selbst der „Minimal Blues“ kommt extrem relaxt daher. Nur bei Fremdtiteln wie „So Tender“ von Keith Jerrett (eines der Vorbilder von Protzer) oder bei „If I Could Loose“ wird das Tempo etwas angezogen, ohne jedoch abzuheben. Und in „Chaconne“ kommen auch noch klassische Elemente und Rhythmen ins Spiel. Dass dann das poesievolle „Crystal Bells“ von Charlie Mariano das Konzert beschließt, ist schlüssig.

Die aktuelle CD von „Rue De Paris“ heißt „New York Slow“; man könnte sie wohl auch „A Day In The Central Park“ nennen; und dieser Tag wurde zu einem wunderbaren Abend im Birdland Club.