Bernd Reiter Organ Band | 28.11.2008

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Der erst 26 Jahre alte österreichische Schlagzeuger Bernd Reiter hat sich in seiner Heimat spätestens seit der Verleihung des Hans-Koller-Stipendiums bereits einen Namen gemacht. Am Freitag gastierte er nun mit seiner Organ Band im Birdland Jazz Club.
Manchmal muss man das Pferd von hinten aufzäumen, wie in diesem Fall. Denn der Titel des Zugabesongs hieß „Straight Ahead“. Und eben Straight-Ahead-Hardbop vom Feinsten, nur unterbrochen von ein, zwei langsameren Balladen, wurde an diesem Abend geboten. In der Tradition eines Billy Cobham oder Jimmy Cobb, bei denen Reiter auch in die Lehre ging, gab er zusammen mit Rob Bargad an der Hammondorgel das Tempo vor. Und hier sind wir schon bei der Besonderheit dieser Band; eben der Orgel, sozusagen als zweites Rhythmusinstrument anstatt eines Basses. Das verleiht der Stilrichtung des Hardbops frische Dynamik und ein neues, eigenständiges Klangbild.
Die großartigen Tom Kirkpatrick an der Trompete und Claus Koch am Saxophon waren bei diesem Konzert meist für die Melodienführung verantwortlich. Claus Koch sprang übrigens erst einen Tag vor dem Konzert für den erkrankten Roman Schwaller ein und war weit mehr als nur Ersatz. Die einfallsreichen Soli der Bläser sowie die gemeinsamen raffinierten Bläsersätze waren neben der teils eruptiv gespielten Hammondorgel von Bargard eines der Markenzeichen dieser tollen Band.
Neben bekannteren Stücken wie „Lotus Blossom“ und „Blue Friday“ von Kenny Dorham oder „I Can’t Get Startet“ von George Gershwin wurden unter anderen auch Stücke von J. J. Gryce oder Fred Lacey interpretiert.
Das Publikum ging bei der geballten Power der musikalischen Darbietung voll mit; man wippte mit den Beinen und klatschte rhythmisch mit; nur zum Mittanzen konnte man sich dann doch nicht aufraffen; was wohl auch dem altehrwürdigen Jazzkeller geschuldet war.